Schö­ner Pechtag

Schö­ner Pechtag

Win­sen

Als ich ges­tern auf­wach­te, schien mir die Son­ne ins Ge­sicht. Es ist un­glaub­lich, wie sich ein biss­chen Son­nen­schein auf mei­ne Stim­mung aus­wirkt. Ich hat­te rich­tig gute Lau­ne! Nach­dem Jan und ich die Woh­nung auf­ge­räumt und end­lich die Weih­nachts­kar­tons in den Kel­ler ge­bracht hat­ten, gin­gen wir spa­zie­ren. Zu­erst schau­ten wir bei un­se­rem Gar­ten vor­bei, da­nach lie­fen wir durch die Stadt. Win­sens In­nen­stadt ist ei­gent­lich echt schön; Fast alle Häu­ser sind rot ge­klin­kert, wir ha­ben den Mar­stall, das Schloss (des­sen Schloss­teich ges­tern halb ge­fro­ren war), das alte Ra­vens-Zei­tungs­ge­bäu­de, ein schö­nes al­tes Rat­haus mit Stadt­wap­pen und eine Kir­che mit ei­nem Turm, durch den man durch­ge­hen kann. Au­ßer­dem ha­ben wir dank der Lan­des­gar­ten­schau 2006 ei­nen echt tol­len, gro­ßen Stadt­park. Lei­der sind die Ge­schäf­te in der In­nen­stadt ziem­lich lahm. Abends ist hier al­les tot (auch au­ßer­halb der Co­ro­na­zeit). Es wäre to­tal schön, ein paar klei­ne  Ge­schäf­te wie in Lü­ne­burg oder der Schan­ze zu ha­ben, z.B. für hüb­sche Ein­rich­tung und Deko, Kin­der­sa­chen, Spie­le, Schmuck, klei­ne Re­stau­rants, Klei­dung für Ju­gend­li­che und jun­ge Er­wach­se­ne. Au­ßer­dem hät­te ich ein­fach ger­ne ein paar Krims­krams-Lä­den (da­mit mei­ne ich nicht Tedi, Kick oder Wool­worth) mit tat­säch­lich schö­nen und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Pro­duk­ten. Dann könn­te man auch ein­fach mal durch die Lä­den bum­meln ge­hen. Au­ßer­dem hät­te ich ger­ne eine Bar (Cock­tail? Ta­pas?), aber bit­te kei­ne alt­ba­cke­ne Knei­pe mit dunk­ler Holz­ver­tä­fe­lung und Gäs­ten, die dort schon seit 40 Jah­ren am Tre­sen sit­zen. Ach­so und zu gu­ter Letzt wäre eine neue Dis­co echt gut. Ich wür­de da wahr­schein­lich nicht hin­ge­hen, aber ich fand es in mei­ner Ju­gend echt gut, dass wir das New Zep­pe­lin hat­ten, um ein­fach fei­ern ge­hen zu kön­nen, ohne weit weg­fah­ren zu müs­sen. Ja, das Zep­pe­lin war nicht der Ham­mer, aber man hat dort re­gel­mä­ßig Freun­de ge­trof­fen und konn­te ein­fach tan­zen. Heut­zu­ta­ge gibt es ja nicht mal mehr die Stadt­hal­len­par­tys. Wo sol­len sich die Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen denn abends in Win­sen tref­fen? Kein Wun­der, dass hier stän­dig Grüpp­chen ver­irr­ter Ju­gend­li­cher auf dem Schul­hof „ab­hän­gen“ und aus Frus­tra­ti­on ir­gend­was zerstören.

Nach un­se­rem Spa­zier­gang wa­ren wir bei Ross­mann, Ede­ka und Net­to ein­kau­fen. Das fühl­te sich schon fast wie eine Shop­ping­tour an, nach­dem ich die letz­ten Wo­chen bei­na­he durch­ge­hend in der Woh­nung ver­bracht hat­te. Wie­der zu Hau­se woll­te ich das Schlaf­zim­mer­fens­ter nach dem Lüf­ten schlie­ßen, ver­fing mich da­bei un­be­merkt mit mei­nem Haus­schuh am Bett und knall­te des­halb beim Auf­steh­ver­such vorn über auf den Bo­den. Jetzt habe ich be­stimmt 5 neue blaue Fle­cken und mein Hand­ge­lenk tut weh. 

Ein ei­gent­lich schö­ner Abend

Abends kam Anna vor­bei. Wir san­gen (bzw. gröl­ten) Ka­rao­ke. An­schlie­ßend woll­ten wir Waf­feln ba­cken und mit Jan Foot­ball gu­cken. Das Waf­fel­ba­cken stell­te sich aber als we­sent­lich schwie­ri­ger her­aus als ge­dacht. Mein su­per­coo­les Dop­pel­waf­fel­ei­sen stand die letz­ten vier Jah­re un­ge­nutzt in ei­ner Ecke mei­nes Klas­sen­raums. Da­her ver­such­te ich es vor In­be­trieb­nah­me zu rei­ni­gen, was al­ler­dings nicht wirk­lich klapp­te. Statt­des­sen wa­ren jetzt über­all Spül­mit­tel­res­te, die ich nicht mehr ent­fer­nen konn­te (Jan hat mir näm­lich neu­lich ver­bo­ten, elek­tri­sche Ge­rä­te un­ter den Was­ser­hahn zu hal­ten). Wir dach­ten uns also „kein Pro­blem, dann sind die ers­ten bei­den Waf­feln eben für den Ei­mer und da­nach fan­gen wir mit den ess­ba­ren an“. So weit ka­men wir aber gar nicht. Der Teig brut­zel­te ko­misch fet­tig vor sich hin, die Waf­feln wur­den aber nicht braun. Schließ­lich mein­te Anna: „Viel­leicht ist das Waf­fel­ei­sen ja auch ein­fach ka…“ DUN­KEL­HEIT „putt.“ Jan kam mit sei­ner Han­dy­ta­schen­lam­pe aus dem Wohn­zim­mer zu uns. Na­tür­lich wa­ren auch dort der Bea­mer und das Licht schlag­ar­tig aus­ge­gan­gen. Wir zo­gen das Waf­fel­ei­sen aus der Steck­do­se und Jan setz­te die Si­che­rung wie­der ein. Da­nach stieg er auf den Ho­cker des To­des (Jan hat ihn so ge­tauft, nach­dem er schon di­ver­se Male da­ge­gen ge­lau­fen ist) und kram­te in un­se­rem gro­ßen Tup­per-Ther­mo­be­cher-Waa­ge-Crè­pe­plat­ten-Ni­cer-Di­cer-und-ganz-viel-an­de­rer-Scheiß-Schrank nach mei­nem klei­nen Waf­fel-am-Stiel-Waf­fel­ei­sen. Er fand es auch ganz hin­ten, muss­te da­für aber zu­nächst mei­nen stäh­ler­nen Sup­pe-to-go-Be­häl­ter so­wie mei­nen Jo­ghurt-to-go-Be­häl­ter aus dem Weg räu­men. Bei­de Din­ge stell­te er auf den Kühlschrank…also nicht kom­plett auf den Kühl­schrank, son­dern nur halb auf den Kühl­schrank und HALB AUF DES­SEN VER****TE TÜR. Als er schließ­lich das Waf­fel­ei­sen her­aus­ge­frie­melt hat­te, war der Waf­fel­teig be­reits mit Milch ge­streckt und in ei­nen Pfann­ku­chen­teig ver­wan­delt wor­den. Naja, im­mer­hin weiß ich jetzt wie­der, dass ich so ein Waf­fel-am-Stiel-Waf­fel­ei­sen be­sit­ze. Jan ist also wie­der ins Wohn­zim­mer ent­schwun­den, Anna be­gann mit dem Pfann­ku­chen­bra­ten und ich woll­te die Hei­del­bee­ren aus dem Kühl­schrank ho­len… Der auf­merk­sa­me Le­ser kann sich jetzt si­cher schon zu­sam­men­rei­men, was dann ge­schah. Ohne zu wis­sen, wie mir ge­schah, knall­ten die bei­den Be­hält­nis­se mit vol­ler Wucht AUF MEI­NE STIRN. Es tat echt weh. Aber ich konn­te ja auch nicht sau­er auf Jan sein, da er die Sa­chen ja nur raus­ge­holt hat­te, um uns zu hel­fen. Wie auch im­mer, ich be­kam ein Kühl­kis­sen, Mit­leid und eine di­cke Beu­le. Da­nach lief zum Glück al­les rei­bungs­los. Die Waf­fel­pfann­ku­chen wa­ren sehr le­cker und das Foot­ball­spiel war auch ganz gut.

Es­sen

Ich ver­su­che ge­ra­de, die War­te­zeit bis zum Ein­zug ins UKE mit mög­lichst vie­len schö­nen Mo­men­ten und gu­tem Es­sen zu fül­len. Ges­tern hat Jan sei­ne le­cke­re Kar­tof­fel-Hähn­chen-Bowl ge­macht, heu­te gab es bei mei­nen El­tern Knä­cke­brot-Kirsch-Tor­te & Maul­schel­le und da­nach auch noch Schasch­lik bei Jans El­tern. Jetzt lie­gen wir wie­der auf dem Sofa und gu­cken da­bei zu, wie die Browns ge­gen die Chiefs ver­lie­ren (wahr­schein­lich). 

Schu­le? Nein dan­ke!

Eine Sa­che für die ich echt dank­bar bin ist, dass ich ge­ra­de nicht (wie mei­ne ar­men Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen) im Zeug­nis­stress bin. Auch ohne Co­ro­na ist das vier­te Schul­jahr mit all sei­nen Ar­bei­ten, Tests, Prä­sen­ta­tio­nen, Lese- und Ge­dicht­vor­trä­gen so­wie den Map­pen­kon­trol­len schon an­stren­gend ge­nug („Mei­ne“ Klas­se ist in Jahr­gang 4. Alle an­de­ren Jahr­gän­ge sind auf ihre Art na­tür­lich eben­falls her­aus­for­dernd). Die­ses Jahr kommt nun auch noch par­al­lel das Er­stel­len von Ar­beits­plä­nen für das Sze­na­rio B hin­zu. Zu­dem muss im Un­ter­richt kom­plett auf Part­ner- und Grup­pen­ar­beit, auf Sitz­krei­se und freie­re Ar­beits­for­men ver­zich­tet wer­den. Ei­ni­ge Kom­pe­ten­zen kön­nen also gar nicht über­prüft wer­den. Die Kin­der dür­fen kei­ne Mi­nu­te un­be­auf­sich­tigt blei­ben, da­mit ga­ran­tiert wer­den kann, dass der Min­dest­ab­stand von 1,50m je­der­zeit ein­ge­hal­ten wird. Hof­fent­lich muss kei­ne Lehr­kraft plötz­lich auf Klo. Mei­ne lie­ben Kol­le­gen, ihr habt mein Mit­ge­fühl in die­ser ver­rück­ten Zeit! Ich hof­fe sehr, dass un­se­re Schu­len von Co­ro­na ver­schont blei­ben, im Ernst­fall aber die Hy­gie­ne­maß­nah­men grei­fen und ei­nen grö­ße­ren Aus­bruch verhindern.

Blut­spen­de

Mor­gen rufe ich wie­der im UKE an und er­fah­re, ob der Spen­der in­zwi­schen den Ter­min be­stä­tigt hat. Au­ßer­dem ist mor­gen wie­der Blut­spen­de in der Wolf­gang-Bor­chert-Schu­le. Un­ser Win­se­ner Ju­gend­rot­kreuz, un­ter der Lei­tung mei­ner Mut­ter, ist (wie die letz­ten Male auch) für die Or­ga­ni­sa­ti­on zu­stän­dig. Die ak­tu­el­le Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on mit Blut­prä­pa­ra­ten ist wei­ter an­ge­spannt, die Nach­fra­ge der Kli­ni­ken un­ver­än­dert hoch. Gleich­zei­tig sind vie­le Spen­der in An­be­tracht der all­jähr­li­chen Grip­pe­wel­le und stei­gen­der CO­VID-19-In­fek­ti­ons­zah­len ver­un­si­chert. Je­den Tag wer­den in Deutsch­land 15.000 Blut­spen­den be­nö­tigt. Das sind elf Spen­den pro Mi­nu­te! Wenn ihr Zeit habt, euch ge­sund fühlt und spen­den dürft, kommt doch ger­ne vor­bei oder spen­det an ei­nem an­de­ren Ort/Tag Blut. Na­tür­lich fin­det al­les un­ter stren­ger Ein­hal­tung der Hy­gie­ne­re­geln statt. Da auch ich in den nächs­ten Wo­chen (viel­leicht auch Mo­na­ten) auf le­bens­wich­ti­ge Blut­trans­fu­sio­nen an­ge­wie­sen sein wer­de, ist mir die Blut­spen­de ein sehr per­sön­li­ches An­lie­gen. Bit­te geht spenden!

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anna

    Wirk­lich ein doo­fer Pech­tag … aber dass du be­haup­test, wir wür­den gröh­len und nicht en­gels­gleich sin­gen, trifft mich sehr. Ich habe uns be­reits für DSDS an­ge­mel­det und so­gar auch bei Pop­stars … ver­dammt Nele!

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