Die Nacht war viel zu kurz.
Aber immerhin wurde ich nett geweckt. Zwischen 3 und 6Uhr steht jeden Morgen die erste Kontrolle an: Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Fieber und Gewicht. Außerdem wird mir morgens immer Blut über den ZVK abgenommen. Der Pfleger bereitete zudem alles für die heutige Chemo vor und schloss mich wieder an meine Leine an.
Visite und Haferbrei
Nachdem ich noch mal eingedöst war, wurde mein Frühstück ins Zimmer gebracht. Es gab Haferbrei und ein Hipp-Gläschen mir Apfel- und Birnenmus. Außerdem kam ein Arzt und ließ die Chemo starten. Davon habe ich aber überhaupt nichts gemerkt. Während ich aß, kam die Visite ins Zimmer. Der Chefarzt guckte etwas mitleidig auf mein Frühstück und fragte, ob ich damit wirklich zufrieden sei. Tatsächlich schmeckte der Brei eigentlich ganz gut.
Tabletten und Spritzen
Nachdem die Thiotepa-Chemo (30 Minuten) und auch die 10-minütige Nachspülung durchgelaufen waren, wurde ich von meiner Leine abgestöpselt und musste nun wieder eine Stunde bis zum ersten Duschen warten. Ich stellte mir diverse Wecker in meinem Handy für die Duschen, die Mundspülungen und meine Tabletten, die ich zusätzlich nehmen musste. Heute waren es insgesamt 14 Stück! Also wer ein Problem mit Spritzen, Blut oder großen Tabletten hat, für den ist das hier absolut nichts. Zum Glück habe ich keine Probleme damit. Nur die Thrombosespritze vorm Einschlafen ist ätzend, weil die so lange brennt.
Ungeplante Lungenfunktion
Mein Tag war also richtig schön durchgeplant. 10 Minuten vor meiner ersten Dusche begab ich mich ins Badezimmer für mein Mundspülprogramm. Während ich schon halb ausgezogen war, klopfte plötzlich ein Mann vom Bringdienst an meine Zimmertür und sagte, er solle mich jetzt zur Lungenfunktion fahren. Am Vortag hatte man mir noch eingeschärft, wie wichtig es sei, dass ich mich an die Duschzeiten halte und plötzlich sollte der Lungenfunktionstest wichtiger sein? Außerdem hatte ich ja extra vor meinem Einzug ins UKE einen Test im Winsener Krankenhaus machen lassen, damit das erledigt ist. Ich bat den Bringdienst, bitte nochmal nachzufragen, ob er bei mir an der richtigen Adresse sei und ob ich nicht vorher erst duschen sollte. Anscheinend hatte alles seine Richtigkeit. Ich zog mir schnell ein Oberteil über, nahm eine Decke mit und wurde dann mit einem Transportrollstuhl ins Nachbargebäude gefahren. Zwischendurch war es eiskalt, weil wir durch einen Außengang mussten. Endlich angekommen, sagte man mir, ich müsse leider noch ein bisschen warten. Ich verwies auf die Chemo und meine Haut, die langsam aber sicher zu brennen begann. Mein ganzer Körper fühlte sich so an, als wäre ich an der Ostsee in der Mittagssonne eingeschlafen. Als ich endlich an der Reihe war, verlief der Test zum Glück reibungslos und auch mein Kreislauf machte mir diesmal keine Probleme.
Endlich duschen
Mit einer Stunde Verzögerung stand ich schließlich unter der Dusche und seifte mich ein. Währenddessen wechselte eine Schwester netterweise mein Bettzeug. Völlig erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen, wo mir die Schwester das Pflaster meines ZVKs wechselte. Kurz darauf gab es auch schon wieder Mittag und ich musste die nächsten Tabletten schlucken. Anschließend legte ich mich ins Bett und schlief sofort ein. Als ich gegen halb 6 wieder aufwachte, war draußen alles weiß. Auch bei Instagram und WhatsApp teilten Menschen Unmengen von Schneebildern.
Im Gegensatz zu den letzten Nächten schlief ich an diesem Abend sehr früh ein. Fast wäre ich sogar um die Thrombosespritze herumgekommen, aber die Schwester war leider zu aufmerksam und kam dafür extra nochmal in mein Zimmer.