-5 Thio­te­pa

-5 Thio­te­pa

Die Nacht war viel zu kurz. 

Aber im­mer­hin wur­de ich nett ge­weckt. Zwi­schen 3 und 6Uhr steht je­den Mor­gen die ers­te Kon­trol­le an: Blut­druck, Sau­er­stoff­sät­ti­gung, Fie­ber und Ge­wicht. Au­ßer­dem wird mir mor­gens im­mer Blut über den ZVK ab­ge­nom­men. Der Pfle­ger be­rei­te­te zu­dem al­les für die heu­ti­ge Che­mo vor und schloss mich wie­der an mei­ne Lei­ne an.

Vi­si­te und Haferbrei

Nach­dem ich noch mal ein­ge­döst war,  wur­de mein Früh­stück ins Zim­mer ge­bracht. Es gab Ha­fer­brei und ein Hipp-Gläs­chen mir Ap­fel- und Bir­nen­mus. Au­ßer­dem kam ein Arzt und ließ die Che­mo star­ten. Da­von habe ich aber über­haupt nichts ge­merkt. Wäh­rend ich aß, kam die Vi­si­te ins Zim­mer. Der Chef­arzt guck­te et­was mit­lei­dig auf mein Früh­stück und frag­te, ob ich da­mit wirk­lich zu­frie­den sei. Tat­säch­lich schmeck­te der Brei ei­gent­lich ganz gut.

Ta­blet­ten und Spritzen

Nach­dem die Thio­te­pa-Che­mo (30 Mi­nu­ten) und auch die 10-mi­nü­ti­ge Nach­spü­lung durch­ge­lau­fen wa­ren, wur­de ich von mei­ner Lei­ne ab­ge­stöp­selt und muss­te nun wie­der eine Stun­de bis zum ers­ten Du­schen war­ten. Ich stell­te mir di­ver­se We­cker in mei­nem Han­dy für die Du­schen, die Mund­spü­lun­gen und mei­ne Ta­blet­ten, die ich zu­sätz­lich neh­men muss­te. Heu­te wa­ren es ins­ge­samt 14 Stück! Also wer ein Pro­blem mit Sprit­zen, Blut oder gro­ßen Ta­blet­ten hat, für den ist das hier ab­so­lut nichts. Zum Glück habe ich kei­ne Pro­ble­me da­mit. Nur die Throm­bo­se­sprit­ze vorm Ein­schla­fen ist ät­zend, weil die so lan­ge brennt.

Un­ge­plan­te Lungenfunktion

Mein Tag war also rich­tig schön durch­ge­plant. 10 Mi­nu­ten vor mei­ner ers­ten Du­sche be­gab ich mich ins Ba­de­zim­mer für mein Mund­spül­pro­gramm. Wäh­rend ich schon halb aus­ge­zo­gen war, klopf­te plötz­lich ein Mann vom Bring­dienst an mei­ne Zim­mer­tür und sag­te, er sol­le mich jetzt zur Lun­gen­funk­ti­on fah­ren. Am Vor­tag hat­te man mir noch ein­ge­schärft, wie wich­tig es sei, dass ich mich an die Dusch­zei­ten hal­te und plötz­lich soll­te der Lun­gen­funk­ti­ons­test wich­ti­ger sein? Au­ßer­dem hat­te ich ja ex­tra vor mei­nem Ein­zug ins UKE ei­nen Test im Win­se­ner Kran­ken­haus ma­chen las­sen, da­mit das er­le­digt ist. Ich bat den Bring­dienst, bit­te noch­mal nach­zu­fra­gen, ob er bei mir an der rich­ti­gen Adres­se sei und ob ich nicht vor­her erst du­schen soll­te. An­schei­nend hat­te al­les sei­ne Rich­tig­keit. Ich zog mir schnell ein Ober­teil über, nahm eine De­cke mit und wur­de dann mit ei­nem Trans­port­roll­stuhl ins Nach­bar­ge­bäu­de ge­fah­ren. Zwi­schen­durch war es eis­kalt, weil wir durch ei­nen Au­ßen­gang muss­ten. End­lich an­ge­kom­men, sag­te man mir, ich müs­se lei­der noch ein biss­chen war­ten. Ich ver­wies auf die Che­mo und mei­ne Haut, die lang­sam aber si­cher zu bren­nen be­gann. Mein gan­zer Kör­per fühl­te sich so an, als wäre ich an der Ost­see in der Mit­tags­son­ne ein­ge­schla­fen. Als ich end­lich an der Rei­he war, ver­lief der Test zum Glück rei­bungs­los und auch mein Kreis­lauf mach­te mir dies­mal kei­ne Probleme.

End­lich duschen

Mit ei­ner Stun­de Ver­zö­ge­rung stand ich schließ­lich un­ter der Du­sche und seif­te mich ein. Wäh­rend­des­sen wech­sel­te eine Schwes­ter net­ter­wei­se mein Bett­zeug. Völ­lig er­schöpft ließ ich mich in mein Bett fal­len, wo mir die Schwes­ter das Pflas­ter mei­nes ZVKs wech­sel­te. Kurz dar­auf gab es auch schon wie­der Mit­tag und ich muss­te die nächs­ten Ta­blet­ten schlu­cken. An­schlie­ßend leg­te ich mich ins Bett und schlief so­fort ein. Als ich ge­gen halb 6 wie­der auf­wach­te, war drau­ßen al­les weiß. Auch bei In­sta­gram und Whats­App teil­ten Men­schen Un­men­gen von Schneebildern. 

Im Ge­gen­satz zu den letz­ten Näch­ten schlief ich an die­sem Abend sehr früh ein. Fast wäre ich so­gar um die Throm­bo­se­sprit­ze her­um­ge­kom­men, aber die Schwes­ter war lei­der zu auf­merk­sam und kam da­für ex­tra noch­mal in mein Zimmer.

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