Tul­pen und Bagger

Tul­pen und Bagger

Ende April ging Jans Gür­tel­ro­se end­lich zu­rück. Zwar sah man noch ge­rö­te­te Stel­len, aber die Schmer­zen lie­ßen nach und auch die Bläs­chen ver­schwan­den, so­dass wir kei­nen Ab­stand mehr hal­ten mussten.

Tul­pen­fest

Zwei Tage nach mei­nem Ge­burts­tag traf ich mich mit un­se­rer Ju­gend­rot­kreuz­grup­pe im Kunst­raum, um mit ih­nen zwei Tän­ze für das be­vor­ste­hen­de Tul­pen­fest in Win­sen ein­zu­üben. Ich brach­te ih­nen ei­nen in­disch an­mu­ten­den Tanz bei, den ich mir vor ei­ni­gen Jah­ren mit­hil­fe der „In­di­an Show“ in Tu­ne­si­en, di­ver­ser Bol­ly­wood-Aus­schnit­te und mei­ner Fan­ta­sie aus­ge­dacht hat­te. Alle Kin­der mach­ten be­geis­tert mit, vor al­lem, weil ich ih­nen ara­bi­sche „Klim­per­tü­cher“ (Bauch­t­anz­für­tel) um­ge­bun­den hat­te. Mer­le film­te uns, da­mit die Kin­der den Tanz zu Hau­se üben konn­ten, denn das Tul­pen­fest war be­reits 5 Tage spä­ter. Als zwei­tes stu­dier­ten wir den Volks­tanz Al­le­man­de ein, bei dem 4 Tri­os im Qua­drat ste­hen. In der Mit­te ei­nes je­den Tri­os steht der Jun­ge, wo­bei der Jun­ge auch von ei­nem Mäd­chen ver­kör­pert wer­den kann. Die Kin­der fas­sen sich nicht di­rekt an, son­dern hal­ten Tü­cher zwi­schen sich. In Zei­ten von Co­ro­na fand ich das ganz pas­send. Au­ßer­dem konn­te ich so die Baum­woll-Drei­eck­tü­cher aus un­se­ren al­ten Ver­band­käs­ten wie­der­ver­wen­den. Ab­wech­selnd dre­hen sich die Mäd­chen un­ter den er­ho­be­nen Tü­chern. Am bes­ten ge­fällt den Kin­dern im­mer der Teil, bei dem der Jun­ge die Hän­de über sei­nem Kopf hält und die Mäd­chen un­ter den Tü­chern hin­durch um ihn her­um ge­hen. Da­bei muss man auf­pas­sen, dass man sich nicht verheddert.

Nach­dem die Tanz­stun­de be­en­det war, war auch ich to­tal er­le­digt. Co­ro­na steck­te mir an­schei­nend noch ein biss­chen in den Kno­chen. Au­ßer­dem war mei­ne Aus­dau­er eh noch nicht wie­der­her­ge­stellt. Na­tür­lich sind fünf Tage Vor­be­rei­tungs­zeit nicht viel für ei­nen Auf­tritt, aber die Kin­der ha­ben sehr schnell ge­lernt und hat­ten vor al­lem viel Spaß beim Tan­zen. Nor­ma­ler­wei­se las­sen wir un­se­re JRK-Grup­pen häu­fi­ger bei klei­nen Ver­an­stal­tun­gen, Se­nio­ren­nach­mit­ta­gen, Ju­bi­lä­en etc. et­was vor­füh­ren. Sie sin­gen, tan­zen, sa­gen Ge­dich­te auf oder füh­ren klei­ne Thea­ter­stü­cke vor. Ich den­ke, dass es ex­trem wich­tig ist, Kin­der auf eine Büh­ne zu stel­len. Es gibt ih­nen so viel Selbst­ver­trau­en und Wert­schät­zung, wenn das Pu­bli­kum sie an­lä­chelt und ih­nen Ap­plaus schenkt. Da­bei ist es ziem­lich egal, wie gut die tat­säch­li­che Qua­li­tät des Vor­ge­tra­ge­nen ist, so­lan­ge man den Kin­dern an­sieht, dass sie sich Mühe ge­ben und Spaß an der Sa­che ha­ben. Wenn dann auch noch nied­li­che Kos­tü­me, hüb­sche Röck­chen, Haar­rei­fen, Klim­per­tü­cher usw. da­zu­kom­men ist es eh egal, ob ein paar Schrit­te oder Text­zei­len ver­ges­sen wer­den, weil die Kin­der ein­fach so süß aus­se­hen und Un­ter­hal­tung bie­ten. Gleich­zei­tig mer­ken sie, dass es nicht schlimm ist, wenn mal et­was schief geht oder nicht nach Plan ver­läuft. Am Ende sind alle stolz, auf der Büh­ne ge­stan­den zu haben.

Der Sonn­tag kam und das Tul­pen­fest be­gann. Auf­ge­regt ver­sam­mel­ten sich die Kin­der im Zelt ne­ben der Büh­ne. Die meis­ten von ih­nen wa­ren schon frü­her zum Fest ge­kom­men, um bei der Ted­dy­kli­nik und dem Glücks­rad zu hel­fen. Bei­des hat­ten wir vor dem Kran­ken­wa­gen der Be­reit­schaft auf­ge­baut, die den Sa­ni­täts­dienst stell­te. Un­se­re äl­te­ren Mäd­chen und ich bo­ten zu­dem Not­fall­dar­stel­lung an. Statt Schmet­ter­lin­gen schmink­ten wir Schuss‑, Schnitt‑, Riss- und Schürf­wun­den. Au­ßer­dem ver­pass­te ich (mit mei­nem Pin­sel) vie­len Kin­dern ein blau­es Auge. Am Ende lie­fen bei­na­he alle jun­gen Be­su­cher des Tul­pen­fests mit Wun­den im Ge­sicht her­um. Kin­der­schmin­ken mal anders.

Nun zo­gen sich alle Mäd­chen ihre ro­ten Rö­cke über und setz­ten ihre Haar­rei­fen auf, die ich für die­sen An­lass mit ge­bas­tel­ten Blu­men und Blät­tern ver­ziert hat­te. Amir, der an die­sem Tag un­ser ein­zi­ger Jun­ge war, trug eine rote Hose. Wir gin­gen noch ein­mal kurz die Auf­stel­lung durch, dann ging es los. Zu­erst tanz­ten sie Al­le­man­de, da­nach san­gen sie un­ser Kli­ma­hel­fer­lied und zum Schluss kam Chay­ya Chay­ya, der in­di­sche Tanz. Das Pu­bli­kum war be­geis­tert, die Kin­der stolz über ih­ren Auf­tritt und ich rund­um zufrieden.

Bag­ger Bier Bar­be­cue

Am Tag vor dem Tul­pen­fest wa­ren wir bei Anna und Kim­bo zu ei­ner als „ak­ti­ve Gar­ten­par­ty“ ge­tarn­ten Gar­ten­ar­beits­ak­ti­on. Anna hol­te all ihre Grund­schul­leh­re­rin­nen-Skills her­aus. Es gab vor­be­rei­te­te Auf­ga­ben­zet­tel mit Zeit­an­ga­ben und Schau­feln, die den Schwie­rig­keits­grad der Ak­ti­on an­zeig­ten. Mit mei­nem mit­ge­brach­ten Fu­gen­mes­ser setz­te ich mich ne­ben Jo­va­na auf den Bo­den der Ter­ras­se und krat­ze das Un­kraut her­aus. Schwie­rig­keits­grad: eine Schau­fel. Es war schön, mal wie­der in Ruhe quat­schen zu kön­nen und da­bei vor sich hin zu ar­bei­ten. Die Son­ne schien und es gab küh­le Ge­trän­ke. Auch mit le­cke­rem Es­sen wur­den wir versorgt.

Nach der Fu­gen­ar­beit half ich Jan und Kim­bo beim Auf­bau des Hüh­ner­stalls. Ur­sprüng­lich war die­ser als Baum­haus für Kin­der ge­baut wor­den. Kim­bo hat­ten ihn bei Ebay-Klein­an­zei­gen er­stan­den, beim Ver­käu­fer ab­ge­baut und be­reits in Tei­len wie­der auf­ge­baut. Jetzt fehl­ten „nur noch“ die Wän­de und Fens­ter. Wäh­rend wir Bret­ter fest­schraub­ten wa­ren die an­de­ren da­bei, das Car­port zu strei­chen, Bü­sche um­zu­set­zen, Plat­ten zu ver­le­gen und ei­nen Müll­ton­nen­stand auf­zu­stel­len. Die größ­te Auf­ga­be be­stand je­doch dar­in, den Pool (ca. 5,50m Durch­mes­ser) von der Mit­te des Gar­tens an den Rand zu ver­le­gen. Hier­für stan­den ei­ni­ge gro­ße Schau­feln so­wie ein Bag­ger be­reit. Den­nis war der Bag­ger­fah­rer und bag­ger­te bis zur Däm­me­rung durch. Als die Son­ne un­ter­ging, stand auch das gro­ße Ge­wächs­haus (wenn auch et­was schief) in der Ecke des Gar­tens. Ob­wohl noch im­mer ein recht gro­ßes Loch in der zu­künf­ti­gen Ra­sen­flä­che klaff­te und der Bo­den ins­ge­samt noch sehr hü­ge­lig war, hat­ten wir an ei­nem Tag (mit etwa 20 Hel­fern) ziem­lich viel ge­schafft. Am Ende be­kam je­der eine klei­ne Ge­schenk­tü­te (Anna = Grund­schul­leh­re­rin) mit Scho­ko­la­de, Blu­men­sa­men, Kon­fet­ti und ei­nem Gut­schein für ein Dan­ke­schön-Gril­len im August.

All­er­go­lo­ge & Krankengymnastik

Am 21. April hat­te ich mei­nen vor­erst letz­ten Ter­min beim All­er­go­lo­gen. Er woll­te wis­sen, wie es mir mit dem Me­di­ka­ment geht und ob die Schwel­lun­gen seit un­se­rem letz­ten Tref­fen noch­mal auf­ge­tre­ten sind. Ich sag­te, dass es mir gut gehe und seit­her nichts an­ge­schwol­len sei. Dar­auf­hin mein­te er, dass er zwar wei­ter­hin da­von aus­ge­he, dass ich eine Au­to­im­mun­erkran­kung habe, dass man die aber erst be­han­deln müs­se, wenn die Schwel­lun­gen wie­der auf­tre­ten soll­ten. Nach 5 Mi­nu­ten konn­te ich das Be­hand­lungs­zim­mer wie­der ver­las­sen. Kann man so­was nicht am Te­le­fon ma­chen?! Ich bin da­für ex­tra von Win­sen nach Ham­burg und wie­der zu­rück­ge­fah­ren, saß 20 Mi­nu­ten im War­te­zim­mer und habe 5€ für das Park­haus be­zahlt. Das Te­le­fo­nat wäre wahr­schein­lich so verlaufen:

Arzt: „Wie geht es Ih­nen, Frau Hobst?“

Ich: „Gut, seit­dem ich das Me­di­ka­ment neh­me, hat­te ich kei­ne all­er­gi­sche Re­ak­ti­on mehr.“

Arzt: „Schön, dann neh­men Sie das Ebas­tel bit­te wei­ter­hin ein. Das Re­zept schi­cken wir Ih­nen per Post.“

Ich: „Dan­ke, schö­nen Tag noch!“

Arzt: „Ih­nen auch, Tschüss.“

Das wäre doch für alle Be­tei­lig­ten und so­gar für die Um­welt bes­ser ge­we­sen! Nach dem Ter­min ging ich noch ein biss­chen durch Plan­ten und Bloom spa­zie­ren. Dann fuhr ich nach Hau­se, da ich zur Kran­ken­gym­nas­tik muss­te. Mei­ne Schul­tern tun lei­der im­mer noch ziem­lich oft weh.

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