Tschüs, Gen­mu­ta­tio­nen!

Tschüs, Gen­mu­ta­tio­nen!

Heu­te er­fah­re ich hof­fent­lich end­lich, ob mei­ne Gen­mu­ta­tio­nen weg sind. Ich bin op­ti­mis­tisch. Drau­ßen ist es un­glaub­lich heiß, aber mei­ne Kli­ma­an­la­ge im Auto funk­tio­niert zum Glück ein­wand­frei. Ich bin heu­te mal selbst ge­fah­ren, mei­ne Mut­ter war Bei­fah­re­rin und passt jetzt auf mein Auto auf. Hof­fent­lich muss ich nicht wie­der drei Stun­den war­ten. Am Jung­fern­stieg fin­det der­zeit eine Fri­days for fu­ture Demo statt. Des­halb sind wir über die A7 ge­fah­ren, die zu 90% aus Bau­stel­len be­steht. Auf dem Weg sind wir in Glüsin­gen vor­bei­ge­fah­ren und ha­ben eine Ta­sche mit Klei­dung für mei­ne Tan­te von mei­nem Cou­sin ab­ge­holt. Sie liegt näm­lich ge­ra­de hier im UKE (also mei­ne Tan­te, nicht die Ta­sche). Mir tun alle Men­schen leid, die bei die­sem Wet­ter im Kran­ken­haus lie­gen müs­sen. Hof­fent­lich sind die Zim­mer gut klimatisiert!

Im War­te­zim­mer

Ich hab mir noch gar nicht rich­tig über­legt, was ich mei­ne Ärz­tin heu­te fra­gen will. Ei­gent­lich voll dumm von mir. Jetzt, wo ich nur noch so sel­ten hier bin, soll­te ich ja schon ein biss­chen bes­ser vor­be­rei­tet sein. Mei­ne drin­gends­te Fra­ge ist auf je­den Fall, ob ich ins Plansch­be­cken darf. Dass Ba­de­an­stal­ten, Whirl­pools und Seen in die­sem Jahr für mich tabu sind, weiß ich und das leuch­tet mir auch ein. Ge­ra­de durch die feuch­te Wär­me sind da soooo vie­le Kei­me! Ei­gent­lich ziem­lich ab­ar­tig, dass ich mir da bis­her kei­ne Sor­gen drum ge­macht habe. Ich trug bis­lang auch nie Ba­de­lat­schen im Schwimm­bad. Al­ler­dings hat­te ich auch noch nie Fuß­pilz oder so. Scheint mir also nicht son­der­lich ge­scha­det zu ha­ben. Es ist noch gar nicht so lang her, dass mir klar wur­de, dass an­schei­nend wirk­lich vie­le Men­schen ins Schwimmbecken/in den Pool/in Seen pin­keln. BAH! So­was hab ich noch nie ge­macht und fin­de es auch voll wi­der­lich. In­zwi­schen weiß ich auch, dass sehr vie­le Men­schen es völ­lig nor­mal fin­den, ins Meer oder un­ter der Du­sche zu pin­keln. Da ist an sich na­tür­lich nichts ge­gen zu sa­gen, denn es pin­keln ja auch Mil­li­ar­den an­de­re Le­be­we­sen ins Meer und das Was­ser aus der Du­sche lan­det schließ­lich im sel­ben Rohr wie das aus dem Klo. Aber ich könn­te das trotz­dem nicht. Dazu muss ich aber auch sa­gen, dass ich bis vor Kur­zem nicht pin­keln konn­te, wenn man die Tür nicht ab­schlie­ßen konn­te. Seit ein paar Mo­na­ten übe ich mich dar­in, we­nigs­tens zu Hau­se die Tür of­fen (also die Tür ist zu aber nicht ab­ge­schlos­sen) zu las­sen, vor al­lem, wenn ich al­lein zu Hau­se bin (ja, in dem Fall hab ich bis­her auch im­mer ab­ge­schlos­sen). Wo ich ge­ra­de beim The­ma Pin­keln bin: Bis zu mei­ner Trans­plan­ta­ti­on hat­te ich die stärks­te Bla­se der Welt mit ei­nem Fas­sungs­ver­mö­gen von hier bis Mün­chen. Seit­her hat sich das aber ge­än­dert bzw. nor­ma­li­siert. Ich muss jetzt so­gar manch­mal mor­gens auf­ste­hen, weil ich auf Klo muss! Das kann­te ich bis­her über­haupt nicht. Eine star­ke Bla­se ist üb­ri­gens auch hilf­reich, wenn man uns in un­se­rem Gar­ten be­su­chen möch­te. Wir ha­ben letz­tes Jahr das Haus mei­ner Oma ver­kauft, ei­nen Teil des Grund­stücks aber be­hal­ten. Jan und ich wol­len da „dem­nächst“ ein Haus drauf bau­en, aber erst­mal ist es ein­fach un­ser Gar­ten. Lei­der ha­ben wir des­halb aber auch we­der Strom noch Was­ser und des­halb na­tür­lich auch kei­ne Toi­let­te. Tags­über dür­fen wir die Toi­let­te der Phy­sio­the­ra­pie­pra­xis be­nut­zen, die jetzt im Haus mei­ner Oma ist oder Bär­bel und El­mar, die di­rekt ne­ben­an woh­nen las­sen uns auf ihr Klo, wenn sie da sind. An­sons­ten sind es aber auch nur 3 Mi­nu­ten Fuß­weg bis zu un­se­rer Woh­nung. Der Gar­ten ist (auch ohne Strom und Was­ser) der­zeit mein Lieb­lings­ort. Auf Opas al­tem Lie­ge­stuhl, den ich un­ter das Blät­ter­dach ei­ner Wei­de ge­stellt habe, kann ich mich rich­tig gut ent­span­nen. Ne­ben der Wei­de schüt­zen mich ein al­ter Ap­fel­baum, ein (rie­si­ger) Ha­sel­nuss­strauch und ein Ho­lun­der­baum vor der Son­ne und schaf­fen ei­nen wirk­lich an­ge­neh­men Schat­ten­platz. In un­se­rem Gar­ten le­ben un­glaub­lich vie­le Vö­gel, vor al­lem Mei­sen und Flie­gen­schnäp­per. Ab und zu wird man von ei­nem Zaun­kö­nig oder ei­nem Rot­kehl­chen be­ob­ach­tet, von ei­nem Schwarm Ra­ben­krä­hen an­ge­fein­det, von Am­seln über­flo­gen oder von ei­ner Tau­be be­sucht. Am sü­ßes­ten sind aber die bei­den Eich­hörn­chen, die re­gel­mä­ßig vor­bei­kom­men, um sich an Bär­bels Nuss­kas­ten zu be­die­nen. Ich glau­be, Bär­bel hat ei­nes der Hörn­chen Fred­dy ge­nannt. Der an­de­re Name ist mir ge­ra­de entfallen…Fritz viel­leicht? Bär­bel gibt Tie­ren ger­ne Na­men. Aus ih­rem krea­ti­ven Na­mens­wort­schatz hat auch Mucki sei­nen Na­men er­hal­ten. Ich hät­te ihn wahr­schein­lich Ra­jah ge­nannt, so wie Jas­mins Ti­ger in Al­ad­din. Das hät­te sein kö­nig­li­ches Ge­ha­be un­ter­stri­chen. Aber Mucki klingt na­tür­lich viel sü­ßer und süß ist er ja auf je­den Fall.

Im­mer noch im Wartezimmer

So. Jetzt sit­ze ich hier schon seit 38 Mi­nu­ten im War­te­zim­mer und mir wur­de noch kein Blut ab­ge­nom­men. Die Leu­te im War­te­zim­mer sind heu­te nicht ge­sprä­chig und se­hen alle ziem­lich fer­tig aus. Ich bin heu­te auch nicht ge­sprä­chig und hab mir qua­si beim Hin­set­zen Air­Pods in die Oh­ren ge­steckt, um das auch zu si­gna­li­sie­ren und um mir Ge­misch­tes Hack an­zu­hö­ren. Al­ler­dings hab ich dann mit dem Schrei­ben die­ses Tex­tes be­gon­nen und den Pod­cast wie­der aus­ge­schal­tet, weil ich mich nicht auf zwei Din­ge gleich­zei­tig kon­zen­trie­ren konn­te. Im­mer­hin habe ich dies­mal gleich dar­an ge­dacht, die Air­Pods wie­der her­aus­zu­neh­men und ein­zu­pa­cken, da­mit mir nicht wie­der so ein Faux Pas wie vor­letz­tes Mal pas­siert. Ins­ge­samt ist es hier heu­te sehr leer und ru­hig. Bis­her ist noch nie­mand Na­men ru­fend über den Flur ge­hetzt. Der äl­te­re Mann, der bis eben mit ge­gen­über saß, hieß Ro­cky. Das fand ich ziem­lich wit­zig, weil er ab­so­lut nicht wie ein Ro­cky aus­sah. Mir geht es üb­ri­gens echt gut. Wenn ich nicht wüss­te, dass ich ge­ra­de eine le­bens­be­dro­hen­de Krank­heit über­lebt habe, wür­de ich den­ken, dass ich ein­fach mal mehr Sport ma­chen soll­te, um mei­ne Mus­keln und mei­nen Kreis­lauf in Schwung zu brin­gen. Wenn ich mo­men­tan nach län­ge­rem Sit­zen oder Lie­gen auf­ste­he, tut mir erst­mal al­les weh und ich gehe die ers­ten 20 Me­ter wie eine sehr alte Frau oder je­mand, der zum ers­ten Mal Ca­poei­ra ge­macht und nun tie­ri­schen Mus­kel­ka­ter hat (ich hab mal mit 16 so ei­nen Ca­poei­ra-Work­shop mit­ge­macht und konn­te mich am nächs­ten Tag nicht mehr be­we­gen). Die Schmer­zen und das ab und zu auf­tre­ten­de Krib­beln hän­gen sehr wahr­schein­lich mit mei­nem der­zei­ti­gen Im­mun­sup­pres­si­vum zu­sam­men. Mei­ne Ärz­tin mein­te ja, es könn­te auch eine Spen­der-ge­gen-Wirt-Re­ak­ti­on sein, aber das glau­be ich nicht, denn ich habe we­der Rö­tun­gen noch Schwel­lun­gen. Au­ßer­dem be­gan­nen die Schmer­zen di­rekt mit der Me­di­ka­men­ten­um­stel­lung. Zu­sätz­lich hab ich zur­zeit häu­fig Rü­cken­schmer­zen. In die­sem Fall weiß ich aber ge­nau wo­her sie kom­men: vom Puzzeln. 

Puz­zle 

Ich hab frü­her schon ger­ne ge­puz­zelt, hat­te aber meis­tens kei­ne Zeit da­für, so­dass so ein 1000er-Puz­zle (ca. 50x70cm) schon mal für ein paar Wo­chen ir­gend­wo im Weg rum­lag und ei­nen Tisch blo­ckier­te, bis ich es dann end­lich fer­tig­ge­stellt hat­te und nicht wuss­te, was ich mit dem fer­ti­gen Bild an­fan­gen soll­te, denn ehr­lich ge­sagt sieht ein Pos­ter oder ein Bild ja viel gei­ler und de­ko­ra­ti­ver an ei­ner Wand aus als ein Puz­zle. Meis­tens lan­de­ten die Puz­zle da­her un­ter ir­gend­ei­nem Bett oder auf ei­nem Schrank, wo sie dann ent­we­der für im­mer ver­schwan­den oder ka­putt gin­gen. Ich hab es noch nie fer­tig ge­bracht, ein Puz­zle nach sei­ner Fer­tig­stel­lung wie­der zu zer­stö­ren und zu­rück in die Kis­te zu pa­cken. Wer macht denn so­was? Da steckt ja schließ­lich voll viel Zeit und Ar­beit drin. Klar, wenn ich es wie­der in den Ur­sprungs­zu­stand ver­set­zen wür­de, könn­te ich es ver­schen­ken oder ver­kau­fen und je­mand an­de­res könn­te Spaß dar­an ha­ben, aber ir­gend­wie bin ich da nicht der Typ für. Ich selbst bin auch sehr skep­tisch, wenn es um ge­brauch­te Puz­zle geht. Wer kann mir denn ga­ran­tie­ren, dass am Ende nicht ein Teil fehlt?! Klar, es sind 1000 Tei­le, da könn­te man sa­gen „Mensch, wenn da­von noch 997 vor­han­den sind, ist das doch ok“, aber beim Puz­zle sagt das glau­be ich nie­mand. Ich kann mir auch vor­stel­len, dass es rich­tig schlech­te Men­schen gibt, die aus Ge­häs­sig­keit und Bos­haf­tig­keit beim Ver­kauf AB­SICHT­LICH ein paar Tei­le ein­be­hal­ten. So ein 997 Tei­le Puz­zle will ich nicht mal ge­schenkt ha­ben. Wo­bei es Dank des In­ter­nets in­zwi­schen be­stimmt schon mög­lich ist, bei Ra­vens­bur­ger be­stimm­te Ein­zel­tei­le nach­zu­be­stel­len. Da wür­de der blö­de Puz­zle­ver­käu­fer aber gro­ße Au­gen machen! 

Ach­so, was ich ei­gent­lich er­zäh­len woll­te: Ich habe Rü­cken­schmer­zen, weil ich in den letz­ten Ta­gen drei Puz­zle ge­macht (mir fällt kein bes­se­res Verb ein) habe. Da­bei saß ich auf dem Sofa und hab mit rich­tig schlech­ter Hal­tung auf dem Wohn­zim­mer­tisch ge­puz­zelt. Ges­tern habe ich mir im Spiel­wa­ren­ge­schäft im Schan­zen­hof ein neu­es Puz­zle ge­kauft. Die Aus­wahl war nicht sehr groß, denn beim letz­ten Mal hab ich ja schon die bei­den ge­nom­men, die mir am bes­ten ge­fie­len und seit­dem wur­de der Be­stand nicht auf­ge­füllt. Mit Jans Hil­fe ent­schied ich mich schließ­lich für die Sze­ne aus „Die Schö­ne und das Biest“, in wel­cher die bei­den im Schnee vor dem Schloss tan­zen (jetzt wo ich das schrei­be fällt mir auf, dass es so eine Sze­ne im Film gar nicht gibt). Ich hab erst abends be­gon­nen und bin ziem­lich weit ge­kom­men, hab dann aber ir­gend­wann um halb 2 auf­ge­hört und Jan ins Bett ge­bracht. Der war näm­lich (nur mit Bo­xer­shorts be­klei­det) auf dem blan­ken Fuß­bo­den ein­ge­schla­fen wäh­rend im Fern­se­hen das Fuß­ball­spiel ana­ly­siert wur­de. Nach­dem sie tags­über ge­schlos­sen wa­ren, hat­ten wir die Fens­ter abends weit auf­ge­ris­sen, um ir­gend­ei­ne Art Durchzug/Abkühlung zu schaf­fen. Das hat nicht wirk­lich funk­tio­niert. Es war elen­dig heiß. Zwi­schen­durch bin ich zwei­mal du­schen ge­gan­gen, um mich ab­zu­küh­len. Un­iso­lier­te Dach­ge­schoss­woh­nun­gen sind im Som­mer echt nicht zu emp­feh­len, Leu­te. Mor­gen soll es noch­mal hei­ßer wer­den. Hof­fent­lich er­laubt mir mei­ne Ärz­tin das Plansch­be­cken im Garten!!!

Blut­ab­nah­me

Ich war üb­ri­gens ge­ra­de bei der Blut­ab­nah­me. Es ist 12:32Uhr, um 11.40Uhr war mein Ter­min. Ich war schon um 11.35Uhr hier. Die Schwes­ter hat den Ver­band an mei­nem Arm so fest ge­schnürt, dass mei­ne Un­ter­ar­me und Hän­de in­zwi­schen voll­kom­men un­ter­schied­li­che Far­ben ha­ben. Da mei­ne rech­te Hand be­reits leicht lila ist, nehm ich den Ver­band mal lie­ber ab. Au­ßer mir sitzt hier nie­mand mehr. Ich bin kom­plett al­lein im War­te­zim­mer. Zum Glück ist al­les kli­ma­ti­siert. HA! Mir fällt ge­ra­de ein, dass ich mei­ne Im­mun­sup­pres­si­va neh­men muss. An Am­bu­lanz­ta­gen muss ich da­mit im­mer bis nach der Blut­ab­nah­me warten. 

Boah ey. Ich hab mir ge­ra­de rich­tig schön die Gua­ven­schor­le übers Kleid ge­gos­sen. Zum Glück hat das nie­mand ge­se­hen! Mal wie­der rich­tig dumm von mir. Aber im­mer­hin sind mir die Ta­blet­ten nicht auf den Bo­den ge­fal­len (wäre auch fast passiert). 

Fra­gen?

So lang­sam wäre ich dann auch be­reit fürs Arzt­ge­spräch. Was woll­te ich noch mal fragen?

  • Darf ich ins Planschbecken?
  • Darf ich Erdbeereis/Walnusseis aus der Kühltruhe?
  • Darf ich in­zwi­schen Lei­tungs­was­ser trinken?
  • Kann man se­hen, ob die Co­ro­na­imp­fung „funk­tio­niert“ hat?
  • Darf ich an Hoch­zei­ten, Kon­fir­ma­tio­nen, Ge­burts­ta­gen etc. teilnehmen?
  • Wie sieht es mit dem Fit­ness­stu­dio aus? 
  • Darf ich im Gar­ten Äste etc. ab­schnei­den? (Also ohne Erdkontakt)

Auf je­den Fall wer­de ich heu­te nichts zum The­ma Al­ko­hol und Dro­gen fragen. 

12.45Uhr 

Ich bin nicht mehr al­lein. Eine wei­te­re Frau sitzt ne­ben mir… OK, sie wur­de wäh­rend die­ses Sat­zes ab­ge­holt. Ich bin wie­der allein.

Ei­gent­lich wür­de ich ger­ne et­was es­sen und hab mir heu­te Mor­gen so­gar ex­tra ein But­ter­brot (Din­kel­voll­korn­brot von So­e­te­bier mit Salz­but­ter) ge­schmiert und ein­ge­packt. Aaa­aber, hier drin­nen muss ich ja eine Mas­ke tra­gen. Darf ich die zum Es­sen ab­neh­men, wenn hier sonst kei­ner ist?

13.22Uhr

Ich hab in­zwi­schen ge­ges­sen und ein net­tes Ge­spräch mit ei­nem an­de­ren Pa­ti­en­ten ge­führt, der auch im Fe­bru­ar trans­plan­tiert wur­de und dem es auch recht gut geht. Er hat­te heu­te sei­ne Kno­chen­marks­punk­ti­on. Mei­ne Ärz­tin hat ihn eben ins Sprech­zim­mer ge­ru­fen. Hof­fent­lich bin ich nach ihm dran. In­zwi­schen habe ich mich an die lan­gen War­te­zei­ten ge­wöhnt und füh­le mich nicht mehr „ver­ges­sen“. Aber wahr­schein­lich kann ich wie­der kaum ge­hen, wenn ich mich dann end­lich von die­sem Stuhl erhebe. 

14.05Uhr: Fer­tig!

Das Ge­spräch war kom­plett po­si­tiv! Zu­nächst sag­te sie, dass sie mit mei­nem Blut­bild ins­ge­samt zu­frie­den ist, mei­ne Leu­ko­zy­ten aber et­was ab­ge­fal­len sind. Auch mei­ne an­de­ren Wer­te wa­ren beim letz­ten Mal bes­ser, aber sie mein­te, das sei völ­lig nor­mal und ver­mu­te­te, dass ich viel­leicht ei­nen leich­ten In­fekt habe, der die Wer­te et­was drückt. Ich er­zähl­te ihr, dass es mir ins­ge­samt sehr gut geht, ich al­ler­dings häu­fi­ger Ge­lenk- und Mus­kel­schmer­zen habe. Sie sag­te, das kön­ne eine Im­mun­re­ak­ti­on sein, weil wir mei­ne Im­mun­sup­pres­si­va ge­senkt ha­ben und ich kein San­d­im­mun mehr neh­me. Viel­leicht wer­den die Schmer­zen jetzt noch ein biss­chen stär­ker, denn mein Me­di­ka­ment wur­de nun von 2,5mg auf 2mg re­du­ziert. Ziel ist es, dass ich nach ei­nem hal­ben Jahr (also An­fang Au­gust) kei­ne Im­mun­sup­pres­si­va mehr neh­men muss und mein Im­mun­sys­tem wie­der an­fängt, rich­tig zu ar­bei­ten. Be­züg­lich mei­ner Imp­fung sag­te sie, dass wir drei Wo­chen nach der zwei­ten Impf­do­sis ei­nen An­ti­kör­per-Test ma­chen wer­den, um zu se­hen, ob ich wirk­lich ge­schützt bin. Als ich sie nach den Er­geb­nis­sen der Kno­chen­mark­punk­ti­on hin­sicht­lich der Gen­mu­ta­tio­nen frag­te, schau­te sie im Rech­ner nach und sag­te: „Hier steht n.n., das be­deu­tet nicht nach­weis­bar. Es sind kei­ne Hin­wei­se auf eine ge­ne­ti­sche Ver­än­de­rung zu fin­den.“ YES! Nach­dem ich be­reits vor ei­ni­gen Wo­chen er­fah­ren hat­te, dass kein MDS mehr in mei­nem Blut nach­weis­bar ist und dass auch die Chro­mo­so­men­ver­än­de­rung (von der ich gar nichts wuss­te) durch die Che­mo und die Trans­plan­ta­ti­on ver­schwun­den ist, war­te­te ich nur noch auf die­ses Er­geb­nis. Na­tür­lich war ich op­ti­mis­tisch und habe dar­auf ge­hofft, dass al­les ge­klappt hat, aber es ist schon et­was an­de­res, wenn man es aus dem Mund sei­ner Ärz­tin hört. Falls sich je­man­den da­für in­ter­es­siert, wel­che Mutationen/Veränderungen bei mir vor­han­den waren:

  • Zy­to­ge­ne­tik: 46, XX, t(3;12)
  • Mo­le­ku­lar­ge­ne­tik: KRAS‑, SH2B3-mutiert
  • Ri­si­ko­pro­fil: IPSS in­ter­me­dia­te risk 1, IPSS‑R high risk

SO, nun aber zu den Ant­wor­ten auf die wirk­lich wich­ti­gen Fragen: 

  1. Ich darf ins Plansch­be­cken! Al­ler­dings soll ich es wenn mög­lich al­lein nut­zen. Wenn be­reits meh­re­re an­de­re Per­so­nen im Was­ser wa­ren, soll ich es lie­ber mei­den. Au­ßer­dem soll das Was­ser mög­lichst frisch sein.
  2. Ich darf Erd­beer- und Wal­nuss­eis aus der Kühl­tru­he essen.
  3. Ich darf im­mer noch kein Lei­tungs­was­ser trinken.
  4. Ich darf an Hoch­zei­ten, Ge­burts­tags­fei­ern etc. teil­neh­men, wenn die Fei­er vor al­lem drau­ßen statt­fin­det und ich dar­auf ach­te, nicht zu en­gen Kon­takt zu an­de­ren zu ha­ben (vor al­lem, wenn sie krank sind).
  5. Mit dem Be­such im Fit­ness­stu­dio soll ich noch bis min­des­tens Ende Au­gust war­ten. Sie emp­fiehlt mir aber Yoga, da mei­ne Seh­nen durch die gan­ze Be­hand­lung even­tu­ell ver­kürzt sind.
  6. Ich darf im Gar­ten ein biss­chen an Bü­schen und Bäu­men her­um­schnei­den, soll da­bei aber eine Mas­ke und Hand­schu­he tra­gen. Ra­sen­mä­hen darf ich nicht und in der Erde her­um­bud­deln auch nicht. 
  7. Bei der der­zei­ti­gen Son­nen­strah­lung soll­te ich Licht­schutz­fak­tor 50 ver­wen­den und eine Kopf­be­de­ckung tra­gen. Mein Haut­krebs­ri­si­ko ist stark er­höht. Au­ßer­dem kann durch die Son­ne eine Spen­der-ge­gen-Wirt-Re­ak­ti­on aus­ge­löst werden. 

Nach­dem sie mir ein neu­es Re­zept für mei­ne Me­di­ka­men­te aus­ge­stellt hat­te und wir ei­nen neu­en Ter­min (in drei Wo­chen) ver­ein­bart hat­ten, blick­te sich mei­ne Ärz­tin ganz ver­wirrt auf ih­rem Schreib­tisch um, nahm ver­schie­de­ne Zet­tel in die Hand und sag­te dann sicht­lich ir­ri­tiert: „Frau Hobst, was Ihre Blut­ergeb­nis­se an­geht, hab ich vor­hin Mist er­zählt. Das war gar nicht ihr Blut­bild!“ Vor ihr lag ein klei­ner Sta­pel di­ver­ser Blut­bil­der. Mei­nes lag je­doch wei­ter rechts, wes­halb sie es mit dem ei­nes an­de­ren Pa­ti­en­ten ver­wech­selt hat­te. „Ist meins denn bes­ser?“, frag­te ich. „Ja! Viel bes­ser! Ihre Leu­ko­zy­ten lie­gen im Norm­be­reich und auch die an­de­ren Wer­te sind alle bes­ser.“ Ich frag­te sie, ob sie noch an­de­re Blut­bil­der zur Aus­wahl für mich hät­te. „Eine gan­ze Men­ge, aber da steht nicht Ihr Name drauf“, gab sie mir als Ant­wort. Es war be­ru­hi­gend zu se­hen, dass auch mei­ner Ärz­tin ab und zu dus­se­li­ge Feh­ler un­ter­lau­fen. Zum Glück ist es ihr aber bei mir pas­siert und zum Glück wa­ren mei­ne tat­säch­li­chen Er­geb­nis­se bes­ser als die, die sie mir zu­erst prä­sen­tiert hat. In ei­nem an­de­ren Fall hät­te so eine klei­ne Ver­wechs­lung schon üb­ler aus­se­hen kön­nen, nach dem Mot­to: „Glück­wunsch, Sie ha­ben kei­nen Krebs! …Ach, war­ten Sie kurz…hupsi…Doch. Sie ha­ben Krebs!“ 

Je­den­falls: Mei­ne Blut­ergeb­nis­se sind super!

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  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Bärbel

    Rund­um toll dei­ne Er­geb­nis­se! Ich freue mich so sehr, dass es so gut läuft! Wei­ter so!
    Die Eich­hörn­chen hei­ßen üb­ri­gens alle Kon­rad. Ald­ags ha­ben mir vor Jah­ren mal ge­sagt, dass es dort ein Eich­hörn­chen na­mens Kon­rad gäbe. Da es dann aber mehr als ein Eich­hörn­chen gab, habe ich ein­fach an­ge­nom­men, dass Kon­rad der Nach­na­me ist und nen­ne sie alle Kon­rad. Fa­mi­lie Konrad.
    Du kannst dir üb­ri­gens je­der­zeit hau­fen­wei­se Puz­zle von uns lei­hen. Ich ga­ran­tie­re 999 Tei­le oder mehr!

  2. Nele

    😂 Dan­ke für die Auf­klä­rung! Dann kann ich die Eich­hörn­chen jetzt ja nicht mehr ver­wech­seln. Jan hat mir ges­tern ein neu­es 1000er Puz­zle mit­ge­bracht, aber ich glau­be, ich wer­de heu­te da­mit fer­tig. Kom­me also viel­leicht mor­gen auf dein An­ge­bot zurück.

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