Die Welt geht kaputt

Die Welt geht kaputt

Kaum war ich aus dem schö­nen Hes­sen­ur­laub zu­rück, traf mich eine Schre­ckens­nach­richt nach der an­de­ren. Ich saß ge­ra­de am Früh­stücks­tisch, hör­te ge­misch­tes Hack und klick­te mich durch In­sta­gram und Face­book als ich in mei­ner MDS-Grup­pe über den Post ei­ner jun­gen Mut­ter stol­per­te. Sie schrieb un­ter Trä­nen, dass sie in der Kli­nik sit­ze und so­eben von ih­rem Arzt er­fah­ren habe, dass die Leuk­ämie zu­rück sei und sich in ih­rem ge­sam­ten Kör­per ver­teilt habe. „Sie kön­nen nichts mehr für mich ma­chen. Der Arzt gibt mir noch 3–6 Mo­na­te. Wie er­klä­re ich das mei­nem Sohn? Was wird aus mei­nem Sohn?“ Mir blieb au­gen­blick­lich das Es­sen im Hals ste­cken, wäh­rend mir un­ver­mit­telt Trä­nen über die Wan­gen lie­fen. Als ich der MDS-Grup­pe kurz nach mei­ner Dia­gno­se bei­trat, hat­te sie ge­ra­de ihre zwei­te SZT in­klu­si­ve Be­strah­lung hin­ter sich ge­bracht. Da sie nur ein Jahr jün­ger ist als ich, las ich ihre Bei­trä­ge mit be­son­de­rem In­ter­es­se, da die meis­ten MDS-Pa­ti­en­ten ja doch um ei­ni­ges äl­ter sind als wir. Das Ar­gu­ment „Du bist noch jung, du schaffst das schon“ fand ich noch nie be­son­ders auf­bau­end, da ja schließ­lich auch täg­lich Kin­der an Krebs ster­ben. Als ich die ver­zwei­fel­ten Wor­te die­ser jun­gen Mut­ter las, fühl­te ich mich kom­plett hilf­los. Es fühlt sich furcht­bar an, aus­ge­lie­fert und auf Ärz­te an­ge­wie­sen zu sein. Das habe ich selbst im Kran­ken­haus fest­stel­len müs­sen. Ich hat­te ein­fach rie­si­ges Glück, dass bei mir al­les so gut ge­lau­fen ist und dass mein Kör­per die Spen­der­zel­len so fan­tas­tisch an­ge­nom­men hat. Die Un­ge­wiss­heit in der Zeit zwi­schen der Trans­plan­ta­ti­on und dem An­wach­sen der Zel­len hat mich aber bei­na­he um den Ver­stand ge­bracht. Wie muss es sein, nach die­sen furcht­ba­ren Stra­pa­zen und die­ser schreck­li­chen War­te­zeit ein ne­ga­ti­ves Er­geb­nis mit­ge­teilt zu be­kom­men? Und wie muss es erst sein, wenn man die­ses gan­ze Pro­ze­de­re noch ein­mal durch­ma­chen muss (und dann auch noch mit Be­strah­lung)? Mir feh­len die Wor­te und ich füh­le mich so un­end­lich macht­los und ver­zwei­felt, wenn ich an all die Men­schen den­ke, die von ih­rem Arzt die Nach­richt er­hal­ten, dass sie nicht mehr lan­ge le­ben wer­den. Es ist eine Sa­che, plötz­lich bei ei­nem Au­to­un­fall zu ster­ben (ohne je­den Zwei­fel ist das eben­falls grau­sam), aber für die ster­ben­de Per­son bleibt meist kei­ne Zeit, um an all die schlim­men Kon­se­quen­zen ih­res na­hen­den To­des zu den­ken. Für die Hin­ter­blie­be­nen ist so ein un­ver­mit­tel­ter Tod ohne ei­nen letz­ten Ab­schied die Höl­le, aber der/die Tote merkt da­von nichts mehr. Wenn man al­ler­dings se­hen­den Au­ges auf das ei­ge­ne Ab­le­ben zu­geht, hat man viel Zeit, dar­über nach­zu­den­ken, wel­che Lü­cke man wohl hin­ter­las­sen wird. Man sieht die ei­ge­ne Fa­mi­lie trau­ern und kann ein­fach über­haupt nichts tun, um das zu ver­hin­dern. Er­wach­se­ne mö­gen ja noch ir­gend­wie da­mit klar­kom­men und die ver­blei­ben­de Zeit nut­zen, aber wie soll man denn ei­nem klei­nen Kind er­zäh­len, dass Mama es bald nicht mehr in den Arm neh­men kann und ins Bett brin­gen wird? Als Kind war mei­ne al­ler­größ­te Angst, dass mei­ner Mut­ter et­was pas­sie­ren könn­te und ich dann völ­lig hilf­los zu­rück­ge­las­sen wer­de. Neu­tral be­trach­tet hät­te ich na­tür­lich noch mei­nen Va­ter, mei­nen Bru­der, mei­ne Tan­ten, Pa­ten­tan­ten, Groß­el­tern etc. ge­habt, aber die wich­tigs­te Be­zugs­per­son ist ja meist doch die Mutter.

Hap­py Hippo-Mütter

Apro­pos Müt­ter: Ich habe neu­lich wie­der mei­ne Hap­py Hip­pos in­klu­si­ve An­hang ge­trof­fen. Es wa­ren ein­fach SO VIE­LE Kin­der! Schon krass, was ein paar Jah­re her­vor­brin­gen kön­nen. Ai­leen konn­te lei­der nicht kom­men, weil ihre Toch­ter in Qua­ran­tä­ne muss­te. Da­für war aber Mi­chel­le da­bei, die im April ih­ren zwei­ten Sohn be­kom­men hat. Es war to­tal süß, die Kin­der mit­ein­an­der spie­len zu se­hen. Ob­wohl sie noch so klein sind, ha­ben sie alle schon stark aus­ge­präg­te Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten. Als ich da so saß in­mit­ten der Müt­ter und Kin­der war ich tat­säch­lich fast froh, dass die­se Krank­heit mich ge­trof­fen hat und kei­ne mei­ner Freun­din­nen (Klar, am bes­ten wäre es na­tür­lich ge­we­sen, wenn kei­ne von uns krank ge­wor­den wäre). Mit Kin­dern ist man ein­fach nicht mehr nur für sich selbst ver­ant­wort­lich. Ich fand die psy­chi­sche Be­las­tung auch so schon hef­tig ge­nug. Von da­her ha­ben alle (kran­ken) Müt­ter und Vä­ter mein tiefs­tes Mit­ge­fühl an­ge­sichts die­ser Zusatzverantwortung.

Ab­schieds­vi­de­os

In den Kom­men­ta­ren un­ter dem Bei­trag der jun­gen Frau stand üb­ri­gens auch, dass sie die Hoff­nung nicht auf­ge­ben soll, sich um Zweit- und Dritt­mei­nun­gen be­mü­hen und alle He­bel in Be­we­gung set­zen soll. Ich bin mir si­cher, dass sie al­les ge­tan hat und auch die Ärz­te nicht ein­fach auf­ge­ge­ben ha­ben, aber manch­mal ist die Rea­li­tät so un­glaub­lich hart und er­bar­mungs­los. Sie lässt ei­nem kei­ne an­de­re Wahl, als das Schick­sal zu ak­zep­tie­ren. Aber mit dem Ak­zep­tie­ren ist es dann ja auch nicht ge­tan. Un­ter was für ei­nem Druck steht man denn, wenn man ei­nen klei­nen Sohn hat und weiß, dass man ihn nicht auf­wach­sen se­hen wird? Man kennt es aus Fil­men (P.S. Ich lie­be dich), Bü­chern (Mor­gen kommt ein neu­er Him­mel) und Se­ri­en (Nach­richt von Mama): Je­mand stirbt und hin­ter­lässt sei­nen Liebs­ten Brie­fe, Sprach- oder Vi­deo­bot­schaf­ten, um auch nach dem ei­ge­nen Tod noch bei ih­nen zu sein und ih­nen Hoff­nung zu schen­ken. Das klingt zwar im­mer to­tal schön und ist eine süße Idee, denn das Kind (oder wer auch im­mer) wird be­stimmt un­end­lich dank­bar sein, an den Ge­burts­ta­gen, zum Schul­ab­schluss, viel­leicht auch zur Hoch­zeit eine Nach­richt sei­ner Mutter/seines Vaters/seines Wa­sauch­im­mers zu er­hal­ten. ABER was ist das bit­te für ein Druck, der auf ster­ben­den El­tern (und auf Ster­ben­den im All­ge­mei­nen) las­tet?!???! Als wäre al­les noch nicht grau­sam ge­nug, exis­tiert durch die heu­ti­gen Mög­lich­kei­ten (je­der kann Vi­de­os mit sei­nem Han­dy auf­neh­men) fast schon ein Zug­zwang, sol­che Nach­rich­ten zu hin­ter­las­sen. Wahr­schein­lich ent­spricht das auch dem ei­ge­nen in­ne­ren Wunsch, denn man will ja sei­nen Kin­dern wei­ter­hin Trost spen­den und ih­nen da­bei hel­fen, die Tren­nung zu ver­ar­bei­ten. Aber ich stel­le es mir un­glaub­lich an­stren­gend und bei­na­he un­mög­lich vor, die rich­ti­gen Wor­te zu fin­den und sie dann auch noch in ge­eig­ne­ter Wei­se fest­zu­hal­ten, wenn es ei­nem so­wohl kör­per­lich als auch psy­chisch ster­bens­elend geht. Gibt es ei­gent­lich Or­ga­ni­sa­tio­nen für sol­che „Ab­schieds­ak­tio­nen“, die Ster­ben­de da­bei unterstützen? 

Tief­punkt

Die Ge­dan­ken an das furcht­ba­re Leid die­ser jun­gen Frau, die schon so viel durch­ge­stan­den hat und am Ende doch den Kampf ver­lie­ren wird, ha­ben mich gar nicht mehr los­ge­las­sen. Als je­mand in den Kom­men­ta­ren schrieb, ihr Mann müs­se so­fort zu ihr ins Kran­ken­haus kom­men, um sie zu un­ter­stüt­zen und ihr Halt zu ge­ben, ant­wor­te­te sie, dass sie kei­nen Mann habe, da der Va­ter ih­res Soh­nes be­reits vor drei Jah­ren ge­stor­ben sei. Oh mein Gott!!! Wie mies kann denn bit­te das Schick­sal sein?! Es mach­te mich völ­lig fer­tig. Am nächs­ten Tag las ich dann die nächs­te schlim­me Nach­richt. Eine an­de­re Frau aus un­se­rer Grup­pe, die be­reits vor ei­ni­gen Mo­na­ten um ihr Le­ben ban­gen muss­te (da die Ärz­te ihr sag­ten, dass sie nichts mehr für sie tun könn­ten) und dann nach ei­ner sehr hef­ti­gen Be­hand­lung in­klu­si­ve ei­ner zwei­ten Trans­plan­ta­ti­on doch noch ge­heilt wer­den konn­te, war am Tag zu­vor plötz­lich ver­stor­ben. Ihr Schick­sal war bis da­hin ein Hoff­nungs­schim­mer für alle ge­we­sen, ein Zei­chen da­für, dass es Wun­der gibt und dass doch noch al­les gut wer­den kann, auch, wenn es aus­weg­los er­scheint. Mei­ne Stim­mung war nach die­ser Nach­richt end­gül­tig auf dem Tief­punkt und ich be­schloss, um mich selbst zu schüt­zen, erst­mal kei­ne Grup­pen­bei­trä­ge mehr zu le­sen. Na­tür­lich war ich un­end­lich dank­bar da­für, dass es mir so gut geht, aber gleich­zei­tig fühl­te ich mich schul­dig. Schul­dig, weil ich ohne Kom­pli­ka­tio­nen und ohne groß­ar­tig et­was da­für zu leis­ten, durch die­se kras­se Be­hand­lung ge­kom­men bin, an der an­de­re ster­ben. Dass das Schwach­sinn ist, weiß ich ra­tio­nal be­trach­tet auch, aber Ge­füh­le sind ja sel­ten rational.

Po­si­ti­ver Beitrag

Ich dach­te dar­über nach, aus der MDS-Grup­pe aus­zu­tre­ten, da ich merk­te, wie mich die Bei­trä­ge über Rück­fäl­le, ster­ben­de An­ge­hö­ri­ge, schlim­me Krank­heits­ver­läu­fe und die Nach­rich­ten über ver­stor­be­ne Grup­pen­mit­glie­der run­ter­zo­gen. In sol­chen Grup­pen liest man ein­fach viel mehr Ne­ga­ti­ves als Po­si­ti­ves, ob­wohl ich mir si­cher bin, dass da­durch nicht die tat­säch­li­che Ge­wich­tung der Ver­läu­fe ab­ge­bil­det wird. Das ist wie bei Re­stau­rant­kri­ti­ken und On­line-Be­wer­tun­gen al­ler Art; War al­les gut, kom­men­tiert kaum ei­ner, war es schei­ße, wird in die Tas­ten ge­hau­en. Als ich dar­über nach­dach­te, kam ich zu dem Schluss, dass ich selbst Teil des Pro­blems bin, denn mir geht es ja zum Glück den Um­stän­den ent­spre­chend gut, aber ge­pos­tet habe ich seit Ewig­kei­ten nichts mehr. Da­bei wa­ren auch die ne­ga­ti­ven Be­rich­te ein Grund da­für, dass ich nichts ge­schrie­ben habe, denn an­ge­sichts der schlim­men Schick­sa­le er­schien es mir un­an­ge­bracht, zu schil­dern, wie gut es mir geht. Um de­nen Mut zu ma­chen, de­nen die SZT noch be­vor­steht, be­schloss ich aber schließ­lich doch, ei­nen po­si­ti­ven Bei­trag zu ver­fas­sen, an­statt aus der Grup­pe aus­zu­tre­ten. Ich er­zähl­te, wie mei­ne Be­hand­lung ab­ge­lau­fen war, dass ich bis­her kei­ne wirk­li­che GvHD hat­te, wie sich mein All­tag ver­än­dert hat und dass es mir er­staun­lich gut geht. Am Ende schrieb ich: „Ich habe kei­ne Ah­nung was noch kommt und be­kom­me ab und zu Pa­nik, weil al­les so un­ge­wiss ist. Es könn­te sich al­les je­den Mo­ment än­dern. Aber viel­leicht hab ich auch ein­fach Glück und es geht al­les gut. Die­se ver­damm­te Krank­heit gibt lei­der ei­nen Scheiß auf Ge­be­te, po­si­ti­ve Ge­dan­ken und Op­ti­mis­mus. Das ha­ben mir die letz­ten Tage und Posts lei­der sehr be­wusst vor Au­gen ge­führt. Am Ende hat man ein­fach Glück oder Pech. (Na­tür­lich ist es sinn­voll, po­si­tiv zu den­ken, aber es bringt halt nichts, wenn die Krank­heit ei­nen an­de­ren „Plan“ hat.) Es ist ein­fach rich­tig un­fair und ich füh­le mich im­mer wie­der schul­dig oder schlecht, weil bei mir al­les so gut läuft und an­de­re Pa­ti­en­ten ein­fach ei­nen Schlag nach dem an­de­ren ins Ge­sicht be­kom­men. Ich füh­le und lei­de mit euch! Gebt die Hoff­nung nicht auf und ge­nießt je­den Tag so gut es geht. Wir wis­sen alle nicht, was noch pas­sie­ren wird.“  

Kom­men­ta­re

Die Kom­men­ta­re auf mei­nen Post ha­ben mich ein biss­chen über­wäl­tigt. Man konn­te förm­lich spü­ren, dass auch die an­de­ren Grup­pen­mit­glie­der von der Viel­zahl an ne­ga­ti­ven Bei­trä­gen er­schla­gen wa­ren und sich da­her über mei­ne Nach­richt freuten: 

  • „Ich bin so froh dar­über, dass du schreibst (viel zu spät) und wie du schreibst. Es ist SOOOOO wich­tig nach und mit die­sen dra­ma­ti­schen Nach­rich­ten von ei­nem sol­chen Bil­der­buch-Ver­lauf zu hören.“
  • „DAN­KE für die­sen tol­len Bei­trag 🙏🏻🥰😘🍀!!! Das hast du SO SCHÖN ge­schrie­ben und es be­darf ei­gent­lich kei­ner wei­te­ren Wor­te ❤️. Du machst da­mit ganz si­cher vie­len hier Mut…und das ist so wichtig 🙏🏻🍀💪🏼!!!“
  • „Ich freue mich sehr, dass es bei all den trau­ri­gen Nach­rich­ten auch wirk­lich sehr gute Ge­schich­ten wie bei dir gibt!“
  • „Wie schööööön!!!! Lie­be Nele, ich freue mich sehr für dich und ich fin­de es so wich­tig auch die­se po­si­ti­ven Posts zu le­sen, das macht al­len Mut!!!!!!“
  • „Mir hat es sehr ge­hol­fen, ich habe mor­gen mei­ne Trans­plan­ta­ti­on, bin ge­spannt wie sie anschlägt😀“
  • „Lie­be Nele…ich fin­de Dei­ne Wor­te ganz wun­der­voll ge­schrie­ben. Mein Ver­lauf äh­nelt Dei­nem. Ich habe et­was mit GvHD der Haut zu tun. An­sons­ten geht es mir wirk­lich blen­dend. Ich darf es gar nicht zu laut er­zäh­len. Ich kann dei­ne Wort mit dem schlech­ten Ge­wis­sen sehr gut verstehen.“
  • „Das kann ich so gut nachfühlen“
  • „Al­les Gute für den wei­te­ren Ver­lauf, es macht so viel Hoff­nung bei je­dem von uns! Du bist ein po­si­ti­ves Bei­spiel, wei­ter so!🍀“
  • „Al­les Gute wei­ter­hin und Dan­ke für dei­ne Wor­te. Ich habe auch re­gel­mä­ßig fast ein ‚schlech­tes Ge­wis­sen‘, wenn ich Po­si­ti­ves be­rich­ten kann, aber wir brau­chen die gu­ten Ver­läu­fe, um den an­de­ren Mut zu machen!“
  • „Lie­be Nele ❤️ vie­len, vie­len Dank für dei­nen Bei­trag. Mei­ne Trans­plan­ta­ti­on ist mor­gen und ich habe ein mul­mi­ges Ge­fühl 😔 Die vie­len Schick­sa­le ma­chen sehr nachdenklich…“

Ins­ge­samt er­hielt mein Bei­trag 36 Kom­men­ta­re, die sich alle mehr oder we­ni­ger äh­nel­ten und mei­ne ne­ga­ti­ven Ge­füh­le be­züg­lich der Grup­pen­wir­kung auf mei­ne Psy­che aus­lösch­ten. Ich fühl­te mich auf ein­mal rich­tig gut und von den an­de­ren auf­ge­baut. Nach mei­nem Post trau­ten sich auch an­de­re Mit­glie­der, von ih­ren po­si­ti­ven Ver­läu­fen zu er­zäh­len. Das tat echt gut und hat hof­fent­lich den zwei­feln­den Pa­ti­en­ten ge­hol­fen, nicht zu verzweifeln!

Spiel­platz

Rund um die­ses Auf und Ab der Ge­füh­le gab es dann aber auch zum Glück sehr freu­di­ge Er­leb­nis­se. Ich pick­nick­te mit Wieb­ke und Han­nes im Park, wäh­rend Cla­ra die dort auf­ge­bau­te Hüpf­burg un­si­cher mach­te. Ich fand es zwar echt frech, dass das Hüp­fen 5€ (!!!) kos­te­te, aber im­mer­hin hat­te Cla­ra mäch­tig Spaß. An­schlie­ßend be­such­ten wir noch das neue Schiff auf dem Lu­he­spiel­platz. Die Neu­ge­stal­tung des Plat­zes ist wirk­lich ge­lun­gen! Da ich ja kei­ne Kin­der habe, bin ich nicht so drin im Spiel­platz-Game, aber ich fand es mega wit­zig, am Rand der Sand­flä­che im Gras zu sit­zen und den El­tern da­bei zu­zu­gu­cken und zu­zu­hö­ren, wie sie ihre Kin­der „er­zie­hen“. Am Ende wun­der­te ich mich (aus Sicht ei­ner Grund­schul­leh­re­rin) gar nicht mehr, wie­so man­che Kin­der so selt­sam sind. Wie­der ein­mal war ich stolz auf mei­ne Freun­din. Sie gibt so eine gute und un­auf­ge­reg­te Mut­ter ab!

Som­mer­schu­le

Bei schöns­tem Son­nen­schein fand in die­sem Jahr zum zwei­ten Mal die Som­mer­schu­le in un­se­rem JRK-Haus statt. Ge­för­dert wur­de un­ser Pro­jekt in die­sem Jahr durch den Lan­des­ju­gend­ring. Ins­ge­samt 31 Kin­der nah­men teil. Zwei Wo­chen lang ka­men die Kin­der je­den Vor­mit­tag zum Bir­ken­weg, wo wir mit ih­nen Un­ter­richts­in­hal­te wie­der­hol­ten bzw. auf­ar­bei­te­ten, im Gar­ten spiel­ten, Work­shops durch­führ­ten und krea­tiv wur­den. Ich war vor al­lem für den künst­le­ri­schen Teil zu­stän­dig. Mit Acryl­far­ben, Spray­do­sen und Wach­s­pas­tell­krei­de schu­fen die Kin­der vol­ler Be­geis­te­rung abs­trak­te Kunst­wer­ke. Ei­ni­ge Bil­der habe ich an­schlie­ßend mit Pas­se­par­touts ver­se­hen ge­rahmt. Sie wer­den für ei­ni­ge Zeit im Schau­fens­ter un­se­res DRK-Fun­dus (So­zi­al­kauf­haus) zu se­hen sein. Das High­light im Gar­ten stell­te ein gro­ßes Tram­po­lin dar, dass ich von mei­ner ehe­ma­li­gen El­tern­ver­tre­te­rin ge­schenkt be­kam, da sie um­zo­gen und kei­ne Ver­wen­dung mehr da­für hat­ten. Die Kin­der wa­ren sehr glück­lich über die­ses Ge­schenk! Da ich ja wei­ter­hin un­ter Im­mun­sup­pres­si­on stand und nicht ge­gen Kin­der­krank­hei­ten ge­impft bin, ach­te­te ich im­mer auf ge­nü­gend Ab­stand zu den an­de­ren und trug im Haus stän­dig eine FFP2-Mas­ke. Die Ar­beit mit den Kin­dern mach­te mir Spaß, war aber auch sehr an­stren­gend. Von da­her war ich to­tal froh, dass wir ein gu­tes und recht gro­ßes Team an Hel­fern hat­ten, da man sich so auf nur 2–3 Kin­der kon­zen­trie­ren konn­te. An ei­nem Tag kam der Amei­sen­mann des NABU vor­bei (ge­spon­sert von der Has­pa Win­sen) und führ­te uns an­schau­lich in die Welt der Amei­sen ein. An ei­nem an­de­ren Tag mach­ten wir eine Stadt­ral­lye. Im Mar­stall lern­ten die Kin­der zu­dem in ver­schie­de­nen Work­shops wie man Pa­pier schöpft und wie man frü­her Häu­ser baute.

Hoch­zeit

Ein wei­te­res sehr freu­di­ges Er­eig­nis war die Hoch­zeit mei­ner Freun­din und Kol­le­gin Char­lot­te. Lei­der tra­ten ein paar Tage vor dem Event schär­fe­re Co­ro­na­re­geln in Kraft, da die In­zi­den­zen an­ge­stie­gen wa­ren. Das hat­te zur Fol­ge, dass ma­xi­mal zehn Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Haus­hal­ten zu­sam­men­kom­men durf­ten. Zum Glück wa­ren Ge­impf­te und Ge­ne­se­ne da­von aus­ge­nom­men, so­dass die Fei­er auf je­den Fall statt­fin­den konn­te. Das In­ne­re der Kir­che sah to­tal schön aus; Die De­cke war him­mel­blau und mit gol­de­nen Ster­nen ver­ziert. Der Al­tar in­klu­si­ve Kan­zel rag­te mit­tig em­por und war üp­pig mit En­geln be­stückt. Lot­ti lie­fen be­reits ein paar Trä­nen über die Wan­gen, als sie am Arm ih­res Va­ters die Kir­che be­trat. Na­tür­lich hat­te ich bei dem An­blick so­fort eben­falls feuch­te Au­gen. Ich kann mich beim Wei­nen ei­gent­lich recht gut zu­rück­hal­ten, so­lan­ge nie­mand weint, den ich mag. Seit­dem ich im Kran­ken­haus war, bin ich aber ins­ge­samt ein biss­chen emo­tio­na­ler ge­wor­den. Wobei…das stimmt ei­gent­lich auch nicht. Wenn ich frü­her „Zu­hau­se im Glück“ ge­guckt habe, muss­te ich auch meis­tens wei­nen, wenn die Fa­mi­lie ihr re­no­vier­tes Haus be­tre­ten durf­te. Bei Fil­men hin­ge­gen ka­men mir fast nie die Trä­nen. Als ich mir neu­lich alle Har­ry Pot­ter-Tei­le als Hör­buch rein­ge­zo­gen habe und der letz­te Teil schließ­lich zu Ende war, war ich wie­der­um su­per emo­tio­nal. Ist ja ei­gent­lich auch egal. Je­den­falls war die Trau­ung sehr schön, auch wenn ich per­sön­lich nicht so viel mit Je­sus zu tun habe. Es gab so­gar eine Band. Die Fei­er fand in ei­nem gro­ßen Zelt im Gar­ten von Char­lot­tes El­tern statt. Die Deko war schön, das Es­sen le­cker, die Spie­le un­ter­halt­sam und die Gäs­te nett. Das Vi­deo, wel­ches von den Trau­zeu­gen zu­sam­men­ge­stellt wur­de, war sehr ge­lun­gen und zeig­te un­ter an­de­rem un­se­re schö­nen Ba­tik-Out­fits in gan­zer Pracht. Als es ir­gend­wann ans Tan­zen ging, mach­ten sich die ers­ten Gäs­te (mit klei­nen Kin­dern) auf den Heim­weg, so­dass Anna (schwan­ger und da­her un­ge­impft) und Kim­bo nach­rü­cken konn­ten. Ich war im Vor­feld schon rich­tig trau­rig ge­we­sen, dass wir nicht zu­sam­men fei­ern kön­nen, weil wir uns mo­na­te­lang auf die ers­te rich­ti­ge Par­ty nach mei­ner Trans­plan­ta­ti­on ge­freut hat­ten und uns Co­ro­na dann plötz­lich ei­nen Strich durch die Rech­nung ge­macht hat­te. Aber am Ende wur­de dann ja doch noch al­les gut. Der Hoch­zeits­tanz war üb­ri­gens mega süß! Am bes­ten ge­fiel mir die Stel­le, als Lot­ti nach etwa 10 Se­kun­den Tan­zen den DJ an­wies, noch­mal von vor­ne zu be­gin­nen, da die Mu­sik am An­fang zu lei­se war und sie des­halb den rich­ti­gen Ein­satz ver­passt hat­ten. „Man übt das ja nicht so lan­ge, um es jetzt zu ver­ka­cken!“ Viel­leicht war ihre Wort­wahl auch eine an­de­re, aber der In­halt stimmt auf je­den Fall. Lui­se, Jan, Jil, Fe­lix, Anna, Kim­bo und ich lie­ßen auf der Tanz­flä­che alle Hem­mun­gen fal­len und ruh­ten uns zwi­schen­durch beim Fo­to­gra­fie­ren in der Fo­to­box aus. Jan und Lui­se wa­ren trink­tech­nisch gut da­bei, ich hielt mich sehr zu­rück und trank ir­gend­wann nur noch Spe­zi, da ich uns spä­ter nach­hau­se fah­ren woll­te. Be­mer­kens­wert fin­de ich im­mer wie­der die cha­mä­leon­ar­ti­ge An­pas­sungs­fä­hig­keit von Kim­bo aka Mr. Lei­tungs­was­ser, wenn es dar­um geht, wie ein be­sof­fe­ner Par­ty­gast zu wir­ken. Ob­wohl stock­nüch­tern, fällt er un­ter Be­trun­ke­nen über­haupt nicht auf. Jan hin­ge­gen braucht im­mer ein paar Glä­ser, um in sei­ne Tanz­pha­se zu kom­men. Dann gibt es aber auch meist kein Hal­ten mehr. Ir­gend­wann schnappt er sich die Braut und wir­belt sie über die Tanz­flä­che. Je­den­falls hat­ten wir alle sehr viel Spaß! 

KMT-Am­bu­lanz

Ein paar Tage nach der Hoch­zeit, am 02.08., wäre mein Opa 100 Jah­re alt ge­wor­den. Er starb vor 10 Jah­ren, wäh­rend ich mit Eva im Ur­laub war. Es ist schon krass, wie schnell die Zeit ver­geht. Ei­nen Tag spä­ter, am 03.08. lag mei­ne Trans­plan­ta­ti­on ge­nau ein hal­bes Jahr zu­rück. Auch die­se 6 Mo­na­te sind rück­bli­ckend schnell vor­bei­ge­gan­gen, ob­wohl es mir in den ers­ten Mo­na­ten über­haupt nicht so vor­kam. Nor­ma­ler­wei­se soll­ten die Im­mun­sup­pres­si­va nach 6 Mo­na­ten nicht mehr nö­tig sein, aber da ich zu­letzt leicht er­höh­te Le­ber­wer­te hat­te, möch­te mei­ne Ärz­tin nicht das Ri­si­ko ei­ner chro­ni­schen GvHD ein­ge­hen. Ich fin­de es sehr gut, dass sie so vor­sich­tig ist und sich selbst als „Schis­ser“ be­zeich­net, denn wenn ich erst­mal eine chro­ni­sche Spen­der-ge­gen-Wirt-Krank­heit hät­te, wür­de es ver­mut­lich recht lan­ge dau­ern, sie wie­der los­zu­wer­den. Des­halb neh­me ich lie­ber noch ei­nen Mo­nat län­ger Im­mun­sup­pres­si­va und ver­zich­te noch ein biss­chen auf Sa­lat. Jan hat mich am 06.08. üb­ri­gens zum ers­ten Mal nach der Trans­plan­ta­ti­on zum Arzt­ge­spräch be­glei­tet. Bis­her war ich im­mer al­lei­ne mit mei­ner Ärz­tin, was ich völ­lig ok fand, aber es war auch ganz schön, dass Jan dies­mal da­bei war. So­mit konn­te er selbst Rück­fra­gen stel­len und aus dem Mund mei­ner Ärz­tin hö­ren, was ich darf und was nicht. Manch­mal woll­te Jan mir in der Ver­gan­gen­heit näm­lich nicht so rich­tig glau­ben, wenn ich ihm er­zählt habe, was die Ärz­tin ge­sagt hat. Er­geb­nis­se des Ge­sprächs: Ur­laub mit dem Auto in Eu­ro­pa ist be­den­ken­los, ich darf in (sau­be­ren) flie­ßen­den Ge­wäs­sern ba­den, ich habe eine sehr gute Im­mu­ni­tät ge­gen Co­ro­na und ich soll ei­nen Ter­min bei mei­nem Frau­en­arzt ma­chen, da­mit er mei­nen Hor­mon­sta­tus kon­trol­lie­ren kann. Mit­hil­fe von Hor­mo­nen soll er mich dann wie­der aus der Me­no­pau­se raus­ho­len, da­mit mei­ne Kno­chen­dich­te nicht ab­nimmt. Ich habe über­haupt kei­ne Lust auf eine Pil­le und die da­mit ver­bun­de­nen Ne­ben­wir­kun­gen, aber es geht ja im­mer dar­um, die Ri­si­ken ge­gen­ein­an­der ab­zu­wä­gen (wie bei der Co­ro­na­imp­fung). Im­mer­hin hö­ren dann hof­fent­lich auch bald die­se ät­zen­den Hit­ze­wal­lun­gen in­klu­si­ve Ju­ck­at­ta­cken auf! Neu­er­dings habe ich auch ab und zu Kältewallungen. 

Ein­horn

Als wir das UKE ver­lie­ßen, reg­ne­te es in Strö­men. Jan lief los, um das Auto vor­zu­fah­ren. Kur­ze Zeit spä­ter hör­te der Re­gen je­doch auf, wor­auf­hin ich be­schloss, dem Auto ent­ge­gen zu ge­hen, um das Ver­kehrs­chaos vor dem Ein­gang zu um­ge­hen. Ich kam etwa 100m weit, bis ich auf Jan traf, der ne­ben mir an­hielt. Da wir mit­ten auf der Stra­ße stan­den, woll­te ich schnell ein­stei­gen. Da­bei sah ich im letz­ten Mo­ment, dass Jans Son­nen­bril­le auf dem Bei­fah­rer­sitz lag und wich zu­rück, um mich nicht auf sie zu set­zen. Lei­der war die Au­to­tür aber schon in Be­we­gung zum Zu­schla­gen und knall­te mei­nen Kopf mit vol­ler Wucht ge­gen den Tür­rah­men. Es tat so­fort irre weh und mir lie­fen die Trä­nen, wäh­rend Jan mich to­tal scho­ckiert und mit­füh­lend an­sah. Ich hielt mir die Stirn. Als ich die Hand weg­nahm, be­kam Jan ei­nen Schreck und sag­te nur: „Oooooh Schei­ße, Schatz! Du hast eine rich­tig di­cke Beu­le! Willst du gleich noch­mal rein?“ Ich be­trach­te­te mein Horn im Au­to­spie­gel und nick­te. In der KMT-Am­bu­lanz emp­fing man mich mit viel Mit­leid und brach­te mir so­fort ein Kühl­pack, mit dem auf der Stirn ich wie­der zu Jan ins Auto stieg. Mein gan­zer Kopf schmerz­te. „Wir müs­sen auch nicht zu IKEA“, sag­te Jan. Pah! Net­ter Versuch. 

IKEA

Bei IKEA kauf­te ich mir ganz vie­le Bil­der­rah­men, die ich mit mei­nen an­ge­sam­mel­ten Puz­zles füll­te und an­schlie­ßend im Trep­pen­auf­gang an­brach­te. Je­des Mal, wenn ich in der IKEA-Aus­stel­lung in ei­nen Spie­gel blick­te (da hän­gen echt eine Men­ge Spie­gel!) wirk­te mei­ne Beu­le größer. 

Au­gust

Der Au­gust war ins­ge­samt sehr schön und ziem­lich ab­wechs­lungs­reich. Manch­mal habe ich mich mit mei­nen Ak­ti­vi­tä­ten aber auch et­was über­nom­men. Jan und ich ha­ben auf dem Bal­kon Kar­ten ge­spielt, mit Anna und Kim­bo ei­nen Se­ri­en­ma­ra­thon (11.22.63 – Der An­schlag) ver­an­stal­tet, f.r.i.e.n.d.s zu Ende ge­guckt, ge­puz­zelt (Nele) und Lego zu­sam­men­ge­baut (Jan). Ich habe mich mit mei­nem Schwa­ger und mei­ner Nich­te zum Ma­len ge­trof­fen und bei mei­nen El­tern He­fe­klö­ße ge­ges­sen. An un­se­rem zwei­ten Hoch­zeits­tag durf­te ich mei­ne Im­mun­sup­pres­si­va auf 1mg her­ab­set­zen. Mei­ne Mus­keln und Ge­len­ke ta­ten dar­auf­hin et­was mehr weh als sonst und ich fühl­te mich ins­ge­samt nicht ganz so fit. Abends gin­gen wir schön es­sen. Ich bin sehr froh dar­über, dass wir uns von An­fang an dar­über ei­nig wa­ren, dass wir uns zum Hoch­zeits­tag nichts schen­ken. Es reicht voll­kom­men, dass man sich zwei­mal im Jahr Ge­dan­ken dar­über macht, wo­mit man sei­nem Part­ner eine be­son­de­re Freu­de ma­chen könn­te. Ei­ni­ge Paa­re schen­ken sich ja prin­zi­pi­ell nie et­was, aber das wäre auch nichts für uns. Da­für be­schen­ken wir uns ge­gen­sei­tig dann doch viel zu gerne. 

Wenn das Wet­ter ge­ra­de mal schön war, gin­gen wir in der Stadt und im Park spa­zie­ren oder leg­ten uns in den Gar­ten. Wir be­such­ten Jan und Stef­fi (zum ers­ten Mal seit Ewig­kei­ten IM Haus und ohne Ab­stand), tra­fen uns mit Matt und Mi­chel­le (und ih­ren bei­den Söh­nen) in Lü­ne­burg und gin­gen mit Anna und Kim­bo auf eine Art Dorf­fest in As­hau­sen. Es fühl­te sich to­tal selt­sam an, auf ei­ner Ver­an­stal­tung mit so vie­len Men­schen gleich­zei­tig zu sein. Am Ein­gang muss­ten wir un­se­ren Impf­nach­weis bzw. ei­nen ne­ga­ti­ven Test vor­zei­gen. Wir be­ka­men eine Wä­sche­klam­mer, an­hand de­rer die Be­su­cher­zahl kon­trol­liert wur­de. Ob­wohl al­les un­ter frei­em Him­mel statt­fand, tru­gen wir durch­ge­hend un­se­re Mas­ken, bis wir uns auf ei­ner Bank nie­der­ge­las­sen hat­ten. Es gab eine Live-Band und güns­ti­ge Ge­trän­ke. Die Tanz­flä­che über­lie­ßen wir ger­ne der et­was äl­te­ren Ge­ne­ra­ti­on (die be­geis­tert die Hüf­ten schwang), zu­mal wir alle recht müde wa­ren. Ich hat­te au­ßer­dem Rü­cken­schmer­zen, da ich die Tage zu­vor ziem­lich viel ge­bas­telt und da­bei sehr un­vor­teil­haft auf dem Sofa ge­ses­sen hat­te. End­ergeb­nis mei­ner Bas­tel­ar­beit war ein Gäs­te­buch für mei­ne Tan­te zu ih­rem 70. Ge­burts­tag. Den fei­er­te sie mit der gan­zen Fa­mi­lie im se­pa­ra­ten Ka­min­zim­mer ei­nes schö­nen Re­stau­rants mit le­cke­rem Es­sen. Ob­wohl das Wet­ter lei­der nicht mit­spiel­te (es reg­ne­te in ei­ner Tour), war es wirk­lich schön, mei­ne Ver­wandt­schaft nach teils sehr lan­ger Zeit wie­der­zu­se­hen. Am Tag der Fei­er lag mei­ne SZT ge­nau 200 Tage zurück. 

KMT-Am­bu­lanz, die 2.

Am 26.8. hat­te ich mei­nen nächs­ten Ter­min in der KMT-Am­bu­lanz. Dies­mal war ich wie­der al­lein beim Ge­spräch, wäh­rend mei­ne Mut­ter mein Auto be­schäf­tig­te. Vor­her war ich noch kurz bei ei­ner Pro­duk­ti­ons­fir­ma in der Stre­se­mann­stra­ße, um dort ei­nen PCR-Test ma­chen zu las­sen, der Vor­aus­set­zung für ei­nen Kom­par­sen­job am nächs­ten Tag war. Die­ses Mal lief in der KMT-Am­bu­lanz al­les recht zü­gig. Die Blut­ab­nah­me klapp­te pro­blem­los und das War­te­zim­mer war fast leer. Das Ge­spräch mit mei­ner Ärz­tin ver­lief sehr gut. Mein Blut­bild war völ­lig in Ord­nung, wenn auch nicht ganz so schön wie beim Mal zu­vor. Mein HB-Wert lag bei 12.2 (11.5–17.0), mei­ne Ery­thro­zy­ten bei 3.62 (3.80–6.50), mei­ne Leu­ko­zy­ten bei 4.5 (4.0–10.0) und die Throm­bo­zy­ten bei 209 (150–500). Mei­ne Ärz­tin setz­te mein Pro­graf auf 0,5mg her­un­ter und sag­te, ich sol­le ab so­fort kein Ma­gne­si­um mehr neh­men. Zu­dem ver­kün­de­te sie mir fei­er­lich, dass ich (un­ter der Prä­mis­se, dass sich bis da­hin nichts än­dert) am 6.9. mei­ne Im­mun­sup­pres­si­va ab­set­zen darf! Das be­deu­tet: Sa­lat, Erd­bee­ren, Him­bee­ren, un­ge­schäl­te To­ma­ten, fri­sche Pa­pri­ka, Schnitt­lauch, Sa­la­mi, saf­ti­ges Steak, Lei­tungs­was­ser, Grape­fruit­saft und noch SO viel mehr! Als ich glück­lich die KMT-Am­bu­lanz ver­ließ, stieß ich auf dem Flur mit ei­nem jun­gen Arzt zu­sam­men. Ich kann­te ihn, denn er hat­te kurz vor mei­nem Auf­ent­halt auf der Trans­plan­ta­ti­ons­sta­ti­on be­gon­nen, dort zu ar­bei­ten. Mit ihm hat­te ich am Tag mei­ner SZT das Ge­spräch über die gren­zen­lo­sen Mög­lich­kei­ten von Kom­pli­ka­tio­nen ge­führt. Ein paar Tage spä­ter war er er­neut zu mir ge­kom­men, weil er sich und mich frag­te, ob er den Um­gang mit Pa­ti­en­ten noch bes­ser üben müss­te, da er ge­hört hat­te, dass es mir nach un­se­rem Ge­spräch sehr schlecht ge­gan­gen war. Es stimm­te, dass es mir an dem Tag hun­de­elend ging. Ich hat­te irre Rü­cken- und Kopf­schmer­zen, muss­te mich über­ge­ben und wein­te, weil ich nichts wei­ter tun konn­te, als ab­zu­war­ten. Ich war „ge­fan­gen“ in ei­nem win­zi­gen Zim­mer ohne Frisch­luft und ohne wir­kungs­vol­le Ab­len­kung von mei­nen Ge­dan­ken. Mei­ne Ver­zweif­lung lag da­mals na­tür­lich nicht an ihm oder an dem, was er ge­sagt hat­te. Sie rühr­te da­her, dass mir nie­mand die Ga­ran­tie ge­ben konn­te, dass ich über­le­be. Je­den­falls schien er sich sehr zu freu­en, mich in mei­nem jet­zi­gen Zu­stand zu se­hen. Zum Glück ha­ben sich all mei­ne Ängs­te am Ende als un­be­grün­det her­aus­ge­stellt! Wir un­ter­hiel­ten uns kurz und er er­zähl­te, dass er noch wäh­rend mei­nes Kran­ken­haus­auf­ent­halts ein Kon­to bei der Has­pa er­öff­net habe. Als er sei­nem Kun­den­be­ra­ter sag­te, dass er auf der Stamm­zell­trans­plan­ta­ti­ons­sta­ti­on ar­bei­tet, frag­te ihn die­ser, ob er zu­fäl­lig eine Nele Hobst ken­ne. Es ist schon ziem­lich wit­zig, wie klein die Welt doch manch­mal ist. Bei dem Has­pa-Mit­ar­bei­ter han­del­te es sich näm­lich um Ai­leens Mann Christian. 

Nach dem UKE fuh­ren mei­ne Mut­ter und ich zu Boes­ner in Al­to­na, wo wir ei­ni­ge Kunst­ma­te­ria­li­en besorgten.

Kom­par­sin 

Am nächs­ten Mor­gen fuhr ich im Be­rufs­ver­kehr nach Ham­burg. Zum Glück hat­te ich ge­nü­gend Zeit ein­ge­plant, so­dass ich so­gar eine hal­be Stun­de zu früh an mei­nem Ziel an­kam. Seit es mir wie­der ei­ni­ger­ma­ßen gut geht, ma­che ich hin und wie­der klei­ne Kom­par­sen­jobs, die sehr gut da­für sor­gen, dass mir zu­hau­se nicht die De­cke auf den Kopf fällt. Man trifft neue Leu­te (die alle vor­her ge­tes­tet wur­den und eine Mas­ke tra­gen müs­sen) und wird fast je­des Mal in ein in­ter­es­san­tes Set­ting ge­wor­fen. Die Auf­ga­ben als Kom­par­sin sind meist sehr sim­pel. Manch­mal fühlt man sich fast ver­arscht, wenn man da­für ge­lobt wird, dass man „su­per“ geguckt/gelacht/gestanden oder ei­nen Knopf ge­drückt hat. Wäh­rend mei­nes Stu­di­ums habe ich oft als Kom­par­sin ge­jobbt. Ich war Kran­ken­schwes­ter, Kell­ne­rin, bei der Spu­ren­si­che­rung, Kon­zert­gast, Pas­san­tin, Bar­kee­pe­rin und noch vie­les mehr. Selt­sa­mer­wei­se war ich da­bei schon fünf­mal in den Acht­zi­gern. An die­sem Tag soll­te ich Gast auf ei­ner WG-Par­ty für die Mo­cku­men­ta­ry WRONG sein. Es war ganz wit­zig und zum Glück wa­ren un­ter den Kom­par­sen ei­ni­ge sehr net­te Per­so­nen, mit de­nen ich mir gut die Zeit ver­trei­ben konn­te, denn der Groß­teil der „Ar­beits­zeit“ be­steht aus War­ten. Am Ende des Ta­ges war ich um die Er­kennt­nis rei­cher, dass mei­ne Hand sehr weh­tut, wenn ich mit ihr für län­ge­re Zeit eine vol­le Fla­sche hal­te. (Na­tür­lich wa­ren die Bier­fla­schen nur mit Was­ser gefüllt.) 

 

Na­ked Sur­vi­val und Feueralarm

Nach dem Dreh fuhr ich zu Anna und Jan, die sich be­reits auf dem Sofa ent­spann­ten. Kim­bo kam kur­ze Zeit spä­ter auch dazu, muss­te al­ler­dings bald dar­auf wie­der los, um für uns alle Eis zu be­sor­gen. Wir guck­ten Na­ked Sur­vi­val und lie­ßen so den Tag aus­klin­gen. Als wir ir­gend­wann nach Hau­se fuh­ren, war es be­reits nach Mit­ter­nacht. Ziem­lich müde fie­len wir ins Bett. Um kurz nach 4 war die Nacht dann aber auch schon wie­der vor­bei, als ich von ei­nem selt­sa­men Ge­räusch ge­weckt wur­de. Ich brauch­te ei­nen Mo­ment, um zu rea­li­sie­ren, dass es sich da­bei um den Feu­er­alarm der Schu­le han­del­te. Jan schlief tief uns fest. Ich klet­ter­te über ihn hin­weg und ging ins Trep­pen­haus. Der Alarm war oh­ren­be­täu­bend, aber zu mei­ner Be­ru­hi­gung konn­te ich kei­nen Brand­ge­ruch wahr­neh­men. Ich weck­te Jan und rief dann auf der Po­li­zei­wa­che an, um zu fra­gen, was ich in so ei­nem Fall ma­chen soll, da der Haus­meis­ter am Wo­chen­en­de nicht er­reich­bar ist und der Alarm le­dig­lich ein Haus­alarm ist. Das be­deu­tet, dass au­ßer­halb des Ge­bäu­des nie­mand in­for­miert wird. Kur­ze Zeit spä­ter klin­gel­te die Po­li­zei an un­se­rer Tür. Im Nacht­hemd und mit den Fin­gern in den Oh­ren öff­ne­te ich der net­ten Po­li­zis­tin und ih­rem eben­falls sehr kom­pe­tent wir­ken­den Kol­le­gen. Jan hat­te sich geis­tes­ge­gen­wär­tig eine Hose an­ge­zo­gen. Zu viert stan­den wir im Schul­flur und wuss­ten we­der, wo­durch der Alarm aus­ge­löst wur­de, noch wie man ihn ab­schal­tet. Die Po­li­zis­ten rie­fen die Feu­er­wehr hin­zu, wel­che kurz dar­auf mit etwa acht Män­nern vor Ort war. Glück­li­cher­wei­se hat­te ei­ner der Feu­er­wehr­män­ner ei­nen Ge­ne­ral­schlüs­sel für die Schu­le da­bei, so­dass an der Brand­mel­de­an­la­ge im Haus­meis­ter­bü­ro der Krach ab­ge­stellt wer­den konn­te. An­schlie­ßend wur­den alle Flu­re und Räu­me kon­trol­liert. Lei­der konn­te nicht fest­ge­stellt wer­den, wo und war­um der Alarm aus­ge­löst wor­den war, da die An­la­ge an­schei­nend nicht rich­tig be­schrif­tet war. Etwa eine Stun­de nach dem un­sanf­ten Er­wa­chen wa­ren wir wie­der al­lein und leg­ten uns er­neut schlafen. 

Die Welt geht kaputt

Der Au­gust war voll von Ne­ga­tiv­schlag­zei­len. Man hät­te mei­nen kön­nen, die Welt gin­ge lang­sam aber si­cher kaputt. 

Li­ba­non

Im Li­ba­non kam es wie­der zu ei­ner Ex­plo­si­on. Dies­mal de­to­nier­te ein Treib­stoff­tank. 28 Men­schen ka­men da­bei ums Le­ben, 79 wei­te­re wur­den ver­letzt und teils mit schwers­ten Ver­bren­nun­gen ins Aus­land ge­flo­gen, da der Li­ba­non nicht über die be­nö­tig­te Be­hand­lungs­aus­rüs­tung verfügt. 

Hai­ti

Am glei­chen Tag beb­te in Hai­ti die Erde. Das Be­ben mit ei­ner Ma­gni­tu­de von 7,2 for­der­te über 2.200 Men­schen­le­ben und über 12.000 Ver­letz­te. Mehr als 37.000 Wohn­häu­ser wur­den zer­stört, vie­le wei­te­re Ge­bäu­de (Kran­ken­häu­ser, Schu­len, etc.) wur­den stark be­schä­digt. Den Hai­tia­nern, von de­nen zwei Drit­tel un­ter der Ar­muts­gren­ze le­ben, fehlt es nun wie­der an al­lem: Me­di­zi­ni­scher Ver­sor­gung, Trink­was­ser und Schutz. Als wäre das Le­ben in dem no­to­risch in­sta­bi­len und zu­gleich ärms­ten Land der west­li­chen He­mi­sphä­re bis­her nicht schon schwer ge­nug gewesen.

Ta­li­ban

Nur ei­nen Tag nach den Ka­ta­stro­phen im Li­ba­non und auf Hai­ti rück­ten die Ta­li­ban in Ka­bul ein und be­setz­ten dort den Prä­si­den­ten­pa­last. Zu­vor hat­ten sie auf teils grau­sams­te Wei­se eine Pro­vinz­haupt­stadt nach der an­de­ren ein­ge­nom­men und so­mit die Macht in dem Land zu­rück­er­obert. Fast die Hälf­te der 38 Mil­lio­nen Men­schen in Af­gha­ni­stan be­nö­tigt hu­ma­ni­tä­re Hil­fe. Je­der drit­te Af­gha­ne weiß laut UN-An­ga­ben nicht, wo­her sei­ne nächs­te Mahl­zeit kom­men soll. Schät­zun­gen zu­fol­ge wird in­ner­halb der nächs­ten zwölf Mo­na­te fast die Hälf­te al­ler Kin­der un­ter fünf Jah­ren akut un­ter­ernährt sein. Ob­wohl die Ta­li­ban von ei­ner fried­li­chen Macht­über­nah­me spre­chen, wur­de in den letz­ten Wo­chen be­reits mit dem „Ab­ar­bei­ten“ re­gel­rech­ter To­des­lis­ten be­gon­nen. Alle, die sich den Ta­li­ban in der Ver­gan­gen­heit in den Weg ge­stellt ha­ben, müs­sen nun um ihr Le­ben fürch­ten. Hier­zu ge­hö­ren vor al­lem Jour­na­lis­ten, Sol­da­ten, Po­li­zis­ten so­wie An­hän­ger der bis­he­ri­gen Re­gie­rung. Auch die af­gha­ni­schen Frau­en müs­sen nun wie­der um ihr ge­wohn­tes Le­ben und ihre Frei­heit fürch­ten. Als die Ta­li­ban zu­letzt über das Land herrsch­ten, er­lie­ßen sie vie­le Ge­set­ze, die die Rech­te der Frau­en stark ein­schränk­ten. Sie be­tra­fen u.a. die Be­rei­che Bil­dung, me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung, Klei­dung und Ver­hal­ten in der Öf­fent­lich­keit. Mäd­chen durf­ten nicht mehr zur Schu­le ge­hen, Frau­en durf­ten kei­nen Be­ruf mehr aus­üben (au­ßer im Ge­sund­heits­we­sen), was ein selbst­be­stimm­tes Le­ben un­mög­lich mach­te. Da in­fol­ge des Krie­ges al­lein in Ka­bul etwa 30.000 Wit­wen ohne jeg­li­che männ­li­che Ver­wandt­schaft leb­ten, muss­ten die meis­ten von ih­nen als Bett­le­rin­nen in Bur­kas auf der Stra­ße sit­zen, weil sie kaum eine an­de­re Chan­ce hat­ten, ih­ren Le­bens­un­ter­halt zu ver­die­nen. Be­son­ders hef­tig fin­de ich (auch in Be­zug auf mei­ne ei­ge­ne ge­sund­heit­li­che Lage) die Be­hand­lung von Frau­en im me­di­zi­ni­schen Be­reich un­ter der letz­ten Herr­schaft der Taliban:

Laut den Phy­si­ci­ans for Hu­man Rights er­hiel­ten 53 Pro­zent der ernst­haft kran­ken Men­schen in Af­gha­ni­stan kei­ne Be­hand­lung. Vor al­lem Frau­en war der Zu­gang zu me­di­zi­ni­scher Ver­sor­gung bei­na­he un­mög­lich, da es in den 1990er Jah­ren (zur Zeit der Ta­li­ban­herr­schaft) in Ka­bul nur ein ein­zi­ges Kran­ken­haus gab, in dem Frau­en über­haupt be­han­delt wer­den durf­ten. Dort war die Grund­aus­stat­tung al­ler­dings mehr als man­gel­haft; Es fehl­te an flie­ßend Was­ser, Me­di­ka­men­ten, Rönt­gen- und Sau­er­stoff­ge­rä­ten. Hin­zu kam, dass Frau­en nur in männ­li­cher Be­glei­tung im Kran­ken­haus er­schei­nen und auch wäh­rend der Be­hand­lung ihre Bur­ka nicht ab­le­gen durf­ten. Da es männ­li­chen Ärz­ten un­ter­sagt war, weib­li­che Pa­ti­en­tin­nen zu be­rüh­ren, konn­ten letz­te­re nur sehr ein­ge­schränkt un­ter­sucht wer­den. Ein­fa­che me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chun­gen oder Zahn­arzt­be­su­che wa­ren wei­test­ge­hend in­ef­fi­zi­ent, da sich die Frau nicht ent­blö­ßen durf­te. Um die Ein­hal­tung der Ge­set­ze zu über­wa­chen, wa­ren re­gel­mä­ßig Ta­li­ban-Mit­glie­der in den Kran­ken­häu­sern an­we­send. Wer sich den Ge­set­zen wi­der­setz­te, wur­de mit dras­ti­schen Stra­fen be­legt. Ärz­ten droh­ten Schlä­ge, Be­rufs­ver­bot und so­gar Gefängnis. 

In den Städ­ten tra­fen die Ge­set­ze der Ta­li­ban die Frau­en be­son­ders hart, da dort die west­li­che Ori­en­tie­rung vor der Ta­li­ban-Ge­walt­herr­schaft am stärks­ten aus­ge­prägt war. Vie­le Frau­en tru­gen west­li­che Klei­dung und gin­gen ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Er­werbs­tä­tig­keit nach. An die­sem Punkt be­fin­den wir uns heu­te – 25 Jah­re spä­ter – erneut.

Be­son­ders ab­ar­tig fin­de ich, dass die Ta­li­ban ge­zielt die Zi­vil­be­völ­ke­rung Af­gha­ni­stans an­grei­fen. So wur­den wäh­rend der Ta­li­ban­herr­schaft von 1996 bis 2001 15 höchst sys­te­ma­ti­sche Mas­sa­ker ver­übt, bei de­nen ins­be­son­de­re An­ge­hö­ri­ge der Ha­za­ra-Volks­grup­pe er­mor­det wur­den, was ei­ner „eth­ni­schen Säu­be­rung“ na­he­kommt, wie sie bei­spiels­wei­se wäh­rend des Bos­ni­en­kriegs statt­ge­fun­den hat­te. Gan­ze Städ­te wur­den nie­der­ge­ris­sen und das Agrar­land in Brand ge­steckt. „Die Ta­li­ban ha­ben hier al­les zer­stört, sie ha­ben Mi­nen ge­legt und un­se­re Werk­stät­ten, Häu­ser und Obst­gär­ten ver­brannt!“, be­rich­tet ein al­ter Töp­fer­meis­ter über den An­griff auf sei­ne Stadt Is­ta­lif in den 90er Jah­ren. „Aber sie ha­ben uns am Le­ben ge­las­sen, wenn wir uns er­ge­ben ha­ben“. An­fang 1998 schnit­ten die Ta­li­ban ganz Zen­tral­af­gha­ni­stan sys­te­ma­tisch von UN-Hilfs­lie­fe­run­gen ab. Zum ers­ten Mal in 20 Jah­ren Krieg wur­den Nah­rungs­mit­tel auf die­se Wei­se als Waf­fe ein­ge­setzt und etwa eine Mil­li­on Men­schen zum Hun­gern ge­zwun­gen. In den fol­gen­den Jah­ren kam es bis heu­te im­mer wie­der zu At­ten­ta­ten, bei de­nen vor al­lem zi­vi­le Op­fer ihr Le­ben lie­ßen. Laut UN wa­ren die Ta­li­ban seit­her für etwa Drei­vier­tel der To­des­op­fer in Af­gha­ni­stan ver­ant­wort­lich. Seit 2009 wer­den die ver­wun­de­ten und ge­tö­te­ten Zi­vi­lis­ten sys­te­ma­tisch ge­zählt. Mit dem Be­ginn des Ab­zugs der in­ter­na­tio­na­len Trup­pen aus Af­gha­ni­stan nahm die Zahl der Op­fer in der Zi­vil­be­völ­ke­rung deut­lich zu; Im ers­ten Halb­jahr 2021 stieg sie im Ver­gleich zum ers­ten Halb­jahr 2020 um 47 Pro­zent an. Un­ter Frau­en und Kin­dern habe es so­gar so vie­le Tote ge­ge­ben wie noch nie seit Be­ginn der Zäh­lung. Al­lein im Mai und Juni wur­den ei­nem UN-Be­richt zu­fol­ge 2.392 Zi­vi­lis­ten ver­wun­det oder ge­tö­tet. Wie es mo­men­tan vor Ort aus­sieht, mag ich mir gar nicht vor­stel­len. Die Bil­der von über­füll­ten Flug­hä­fen mit ver­zwei­fel­ten Men­schen, die al­les ge­ben wür­den, um aus ih­rem Hei­mat­land zu flie­hen, gin­gen durch die Me­di­en und er­schie­nen wie­der vor mei­nem geis­ti­gen Auge, als ich von den Tu­mul­ten und Bom­ben­an­schlä­gen in­mit­ten die­ser Men­schen­an­samm­lun­gen hör­te, die min­des­tens 170 To­des­op­fer for­der­ten. Ei­ni­ge Nach­rich­ten hör­te ich nur, sah sie mir aber be­wusst nicht an, aus Angst, die Bil­der nicht mehr aus dem Kopf zu be­kom­men. Wie ver­zwei­felt muss ein Mensch sein, um sich an ein ab­he­ben­des Flug­zeug zu hän­gen? Wie muss ei­nem das Herz bre­chen, wenn das ei­ge­ne Kind von Men­schen­mas­sen er­drückt und zer­tram­pelt wird? Vie­le Af­gha­nin­nen und Af­gha­nen, die in den ver­gan­ge­nen zwan­zig Jah­ren für die Bun­des­wehr oder in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­ar­bei­tet ha­ben, blei­ben zu­rück. Oft­mals ver­steckt in den Woh­nun­gen von Freun­den oder Ver­wand­ten hof­fen sie, dass „die neu­en Ta­li­ban“ an­ders sind. Doch der Glau­be dar­an, dass – wie der Spre­cher der Ta­li­ban in der ers­ten Pres­se­kon­fe­renz nach der Macht­über­nah­me be­haup­te­te – der Krieg zu Ende sei und eine all­ge­mei­ne Am­nes­tie gel­te, dürf­te mehr als schwach sein. Der Wunsch der Ta­li­ban nach fried­li­chen Be­zie­hun­gen zu an­de­ren Län­dern rührt wahr­schein­lich vor al­lem in dem Wunsch nach fi­nan­zi­el­ler Un­ter­stüt­zung durch an­de­re Län­der. Denn ab­ge­se­hen von dem stän­di­gen Kriegs­zu­stand hat die af­gha­ni­sche Be­völ­ke­rung noch ganz an­de­re Pro­ble­me. Im­mer wie­der kommt es zu Erd­be­ben so­wie zu star­ken Über­schwem­mun­gen durch hef­ti­ge Re­gen­fäl­le. Gleich­zei­tig be­dro­hen je­des Jahr (ex­tre­me) Dür­ren in wei­ten Tei­len des Lan­des die Ern­ten und die Trink­was­ser­ver­sor­gung, wo­durch die Men­schen auf Nah­rungs­mit­tel­lie­fe­run­gen in­ter­na­tio­na­ler Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen an­ge­wie­sen sind. Des Wei­te­ren ge­hört Af­gha­ni­stan zu den ver­min­tes­ten Län­dern der Welt. Man schwebt qua­si bei je­dem Aus­flug „ins Grü­ne“ in Le­bens­ge­fahr. Au­ßer­halb Afri­kas ist Af­gha­ni­stan zu­dem das Land mit der höchs­ten An­alpha­be­ten­ra­te welt­weit. Die man­geln­de Bil­dung mag auch ein Grund da­für ge­we­sen sein, dass die jun­gen Män­ner der af­gha­ni­schen Ar­mee mit der zu­rück­ge­las­se­nen hoch­mo­der­nen Mi­li­tär­tech­nik der USA heil­los über­for­dert waren…naja und die In­fra­struk­tur ist auch ziem­lich schei­ße. Nur 30 Pro­zent der af­gha­ni­schen Be­völ­ke­rung ver­fü­gen über eine Strom­ver­sor­gung! Die US-Mi­li­tärs müs­sen ge­wusst ha­ben, wie schlecht die af­gha­ni­sche Ar­mee aus­ge­bil­det war. Trotz­dem wur­den die Trup­pen ab­ge­zo­gen und die Men­schen im Land ih­rem Schick­sal (den Ta­li­ban) über­las­sen. Selbst Joe Bi­den muss­te zu­ge­ben, dass die Mis­si­on miss­glückt ist. Aber im­mer­hin ha­ben sie die­sen al­ten Kna­cker – Wie hieß er noch gleich?! – Ach­ja, Osa­ma Bin La­den gefunden…toll!  

Bi­lanz nach 20 Jah­ren Ein­satz in Af­gha­ni­stan: Rund 3.600 tote Sol­da­ten und Sol­da­tin­nen der west­li­chen Al­li­anz und weit über 38.000 zi­vi­le Op­fer (Zäh­lung star­te­te erst 2009), die bei Kampf­hand­lun­gen, mit de­nen sie ei­gent­lich nichts zu tun hat­ten, ums Le­ben ka­men. 2020 wur­den (laut Sta­tis­ta, 2021) al­lein in Af­gha­ni­stan 2.619 Kin­der ge­tö­tet. Zu­letzt be­rie­fen die Ta­li­ban Kha­lil Ha­q­qa­ni (ei­nen von den USA mit ei­ner Kopf­prä­mie von 5 Mil­lio­nen US-Dol­lar ge­such­ten Ter­ro­ris­ten) zum Si­cher­heits­chef der Haupt­stadt Ka­bul. Ganz ehr­lich, wer wür­de da nicht flie­hen wollen?

Wei­te­re Ne­ga­tiv-Schlag­zei­len im August:

  • Mas­sa­ker im Ni­ger, 37 tote Zivilisten 
  • Die Men­schen im Wes­ten Deutsch­lands kämp­fen wei­ter­hin mit den Fol­gen der Flutkatastrophe 
  • Drei Men­schen ster­ben bei schwe­rem Zug­un­glück in Tsche­chi­en, Dut­zen­de wer­den verletzt.
  • Sechs Men­schen ster­ben bei ei­nem Flug­zeug­ab­sturz in Alaska.
  • Wald­brän­de in Russ­land er­rei­chen neue Ex­tre­me: Mil­lio­nen Hekt­ar Wald sind be­reits verbrannt.
  • Mehr als 60 Tote bei Dschi­ha­dis­ten-At­ta­cken in Mali und Bur­ki­na Faso
  • Kämp­fe in Mo­sam­bik und Äthiopien
  • In Al­ge­ri­en ster­ben 25 Sol­da­ten bei dem Ver­such, die Wald- und Busch­brän­de zu löschen.
  • Aus­schrei­tun­gen ge­gen sy­ri­sche Flücht­lin­ge in der Türkei
  • In Ka­me­run wer­den bei ei­ner ge­walt­sa­men Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Vieh­hir­ten und Fi­schern in 19 Dör­fern ins­ge­samt 32 Per­so­nen getötet.
  • Bild-TV nimmt sei­nen Sen­de­be­trieb auf.
  • Bei Über­schwem­mun­gen in Ten­nes­see kom­men 21 Per­so­nen ums Le­ben, 20 wei­te­re wer­den vermisst.
  • Be­waff­ne­ter Über­fall von Boko Ha­ram im Ni­ger: 16 Sol­da­ten und 50 Is­la­mis­ten sterben.
  • Ukrai­ne: Bei Bau­ar­bei­ten wird ein Mas­sen­grab mit 5000 bis 8000 Ske­let­ten aus der Zeit der Sta­lin­schen Säu­be­run­gen in den 1930er Jah­ren entdeckt.
  • Im Je­men wer­den bei ei­ner At­ta­cke min­des­tens 30 Sol­da­ten ge­tö­tet und 60 verwundet.

Ne­ga­ti­ves Weltbild

An­ge­sichts die­ser gan­zen Ka­ta­stro­phen und Krie­ge könn­te man mei­nen, die Welt läge in Schutt und Asche. Die täg­li­chen La­dun­gen an ne­ga­ti­ven Nach­rich­ten zer­mür­ben ir­gend­wann so­gar den hart­ge­sot­tens­ten Me­di­en­kon­su­men­ten. Man fühlt sich macht­los und aus­ge­lie­fert. Die ei­ge­ne Grund­stim­mung nimmt durch Ge­füh­le wie Stress, Angst und Hoff­nungs­lo­sig­keit ab. Wir ent­wi­ckeln ein ne­ga­ti­ves Welt­bild und füh­len uns mies. Da­bei geht es der Mensch­heit so gut wie nie zu­vor! Be­trach­tet man bei­spiels­wei­se Lang­zeit­da­ten zur Kin­der­sterb­lich­keit, Le­bens­er­war­tung und Al­pha­be­ti­sie­rung, ist auf gan­zer Li­nie eine po­si­ti­ve Ent­wick­lung festzustellen. 

Per­ma­nen­te Informationsflut

Als ich noch bei mei­nen El­tern ge­lebt habe, wur­de mor­gens die Zei­tung ge­le­sen, abends um 20 Uhr schau­ten wir die Ta­ges­the­men. Da­mit gab es ei­nen fes­ten Zeit­raum für die In­for­ma­tio­nen aus al­ler Welt. Man konn­te die Zei­tung zu­schla­gen, den Fern­se­her aus­schal­ten und sich wie­der dem ei­ge­nen All­tag wid­men. Heut­zu­ta­ge ha­ben wir alle Smart­phones und sind dank der Di­gi­ta­li­sie­rung je­der­zeit er­reich­bar. Nach­rich­ten strö­men un­un­ter­bro­chen auf uns ein, die News-Apps in­for­mie­ren uns in dem Mo­ment, in dem et­was pas­siert. Wir sind per­ma­nent den Ge­füh­len aus­ge­setzt, die die ver­schie­de­nen (meist ne­ga­ti­ven) Neu­ig­kei­ten in uns her­vor­ru­fen. Wir sind chro­nisch ge­stresst. Das wie­der­um för­dert sämt­li­che Zi­vi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten.

Ich habe für mich selbst fest­ge­stellt, das mir die­se Art der In­for­ma­ti­ons­flut nicht gut tut. Da­her habe ich längst die Push-Be­nach­rich­ti­gun­gen mei­ner Nach­rich­ten-App de­ak­ti­viert und öff­ne letz­te­re nur noch ge­zielt, um in ei­ner ru­hi­gen Mi­nu­te die Ge­scheh­nis­se des Ta­ges durch­zu­ge­hen. Wenn es mir eh nicht so gut geht, ver­zich­te ich auch ger­ne auf das Le­sen der Nachrichten. 

Ne­ga­tiv­be­richt­erstat­tung vs. Kon­struk­ti­ver Journalismus

Ich den­ke, es ist heu­te so wich­tig wie nie zu­vor, dass die Ne­ga­tiv­be­richt­erstat­tung von ei­nem kon­struk­ti­ven Jour­na­lis­mus ab­ge­löst wird. Die Mensch­heit steht vor enor­men Her­aus­for­de­run­gen (z.B. Kli­ma­wan­del), wes­halb es be­son­ders not­wen­dig ist, dass je­der Ein­zel­ne von uns hand­lungs­fä­hig bleibt und Lö­sungs­an­sät­ze so­wie Zie­le dis­ku­tiert. Be­zo­gen auf die Me­di­en be­deu­tet dies, dass der Blick vor al­lem auf die Fra­ge: „Was jetzt?“ ge­lenkt wer­den soll­te, an­statt sich in der stän­di­gen Su­che nach ei­nem Sün­den­bock zu ver­lie­ren. Schuld­zu­wei­sun­gen brin­gen un­se­re Ge­sell­schaft ge­nau­so we­nig vor­an wie Zy­nis­mus. Statt­des­sen soll­te man lie­ber lö­sungs- und zu­kunfts­ori­en­tiert auf die Pro­ble­me der heu­ti­gen Zeit schauen.

Po­si­ti­ve Nachrichten

Da ihr beim Le­sen mei­ner an­stren­gen­den Wor­te Durch­hal­te­ver­mö­gen be­wie­sen habt, möch­te ich die­sen Bei­trag mit ein paar po­si­ti­ven Nach­rich­ten be­en­den, da­mit ihr die Welt wie­der et­was wohl­wol­len­der be­trach­ten könnt:

  • Dem THW ist es ge­lun­gen, eine neue Be­helfs­brü­cke über die Ahr fer­tig­zu­stel­len. Da­durch er­hielt die (von der Flut stark ge­trof­fe­ne) Re­gi­on in Bad Neu­en­ahr-Ahr­wei­ler ei­nen wich­ti­gen Ver­kehrs- und Ver­sor­gungs­weg zurück.
  • Deut­sche For­scher könn­ten bald mit ei­ner auf­wen­di­gen Pro­ze­dur dazu bei­tra­gen, dass das Nörd­li­che Breit­maul­nas­horn vor dem Aus­ster­ben be­wahrt wird.
  • Das Rie­sen­pan­da-Weib­chen Huan Huan hat im Zoo Zwil­lin­ge zur Welt gebracht.
  • Hun­der­te Men­schen konn­ten dank ei­ner See­not­ret­tung auf dem Mit­tel­meer in Si­cher­heit ge­bracht wurden.
  • Con­ti ar­bei­tet dar­an, Au­to­rei­fen aus re­cy­cel­tem PET her­zu­stel­len. Bis spä­tes­tens 2050 soll­ten alle Rei­fen­ma­te­ria­li­en aus nach­hal­ti­gen Pro­zes­sen stam­men. Ab­fall sei „zu­künf­ti­ges Produktionsmaterial“.
  • Auf­grund der vor­teil­haf­ten Wit­te­rungs­be­din­gun­gen ist eine gute Pilz­sai­son zu er­war­ten! Ob­wohl ich Pil­ze nicht so ger­ne esse, macht mir das Sam­meln von Ma­ro­nen, Stein- und Bir­ken­pil­zen seit mei­ner Kind­heit sehr viel Spaß. Es ist ein biss­chen wie Os­tern, nur dass nie­mand et­was ver­ste­cken muss.
  • Die UN ge­hen ver­stärkt ge­gen Ras­sis­mus vor. Ein neu ge­bil­de­tes per­ma­nen­tes Fo­rum von Men­schen afri­ka­ni­scher Ab­stam­mung soll fach­li­chen Rat im Kampf ge­gen Dis­kri­mi­nie­rung, Frem­den­hass, In­to­le­ranz und Ras­sis­mus be­reit­stel­len und so die Le­bens­qua­li­tät von Men­schen mit afri­ka­ni­scher Ab­stam­mung verbessern.
  • Die durch­schnitt­li­che Le­bens­er­war­tung steigt: Über 20.000 Deut­sche sind min­des­tens 100 Jah­re alt.
  • Laut ei­ner in­ter­na­tio­na­len Stu­die ha­ben die AHA-Re­geln in Deutsch­land of­fen­bar tau­sen­de To­des­fäl­le durch Atem­wegs­er­kran­kun­gen ver­hin­dert – auch ab­seits von Corona.
  • Ge­gen Ras­sis­mus im Fuß­ball: Auch die nächs­te Sai­son der Pre­mier-Le­ague wird vom Knie­fall be­glei­tet wer­den, als Sym­bol für die Ein­heit al­ler 20 Clubs ge­gen jede Form von Rassismus.
  • Ama­zon will Schluss ma­chen mit der Ver­nich­tung zu­rück­ge­schick­ter Wa­ren. Re­tou­ren sol­len künf­tig zu re­du­zier­ten Prei­sen wei­ter­ver­kauft wer­den können.
  • Si­er­ra Leo­ne hat ein­stim­mig die To­des­stra­fe abgeschafft.
  • Dank der star­ken Bin­nen­nach­fra­ge hat die deut­sche In­dus­trie das größ­te Auf­trags­plus seit zehn Mo­na­ten erreicht.
  • Der Ver­kauf ver­schlamm­ter Wein­fla­schen aus dem Hoch­was­ser­ge­biet brach­te den Ahr-Win­zern 2,5 Mil­lio­nen Euro ein. Von den ins­ge­samt 50 Wein­be­trie­ben an der Ahr wa­ren nur vier nicht von der Flut be­trof­fen. Sehr vie­le Win­zer ha­ben al­les verloren.
  • Ins­ge­samt ist die Spen­den­be­reit­schaft für die Hoch­was­ser-Op­fer sehr hoch. Bis­lang wur­den be­reits 358 Mil­lio­nen Euro für die Be­trof­fe­nen gespendet.
  • Ap­ple geht mit ei­nem neu­en kom­ple­xen Ver­fah­ren der Bil­der­ken­nung ge­gen Kin­des­miss­brauch vor.
  • Grön­land steigt aus der Öl- und Gas­för­de­rung aus.
  • Ame­ri­ka­ni­sche Au­tos sol­len bis 2030 end­lich um­welt­freund­li­cher werden.
  • Die neu­see­län­di­schen Ki­wis ha­ben sich auf­grund von Ret­tungs- und Schutz­maß­nah­men er­holt und sin­gen wieder.
  • Son­nen­schutz­mit­tel mit Che­mi­ka­li­en sind beim Ba­den in den Ma­ri­ne-Na­tio­nal­parks Thai­lands ab so­fort zum Schutz der Ko­ral­len verboten.
  • Deut­sche Su­per­märk­te set­zen in­zwi­schen auf Ver­pa­ckun­gen mit deut­lich we­ni­ger Plastik.
  • VW-Kan­ti­ne ser­viert nur noch fleisch­lo­se Ge­rich­te. Die schmack­haf­ten Al­ter­na­ti­ven wer­den be­reits sehr gut an­ge­nom­men. Die Um­stel­lung des Spei­se­plans ge­schah auf Wunsch vie­ler Be­schäf­tig­ter. Das neue An­ge­bot ist ge­sün­der und zu­dem gut für die Umwelt.
  • Goog­le ver­schärft den Jugendschutz.
  • US-Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler/-in­nen ha­ben ei­nen neu­en Wund­kle­ber ent­wi­ckelt, der selbst star­ke Blu­tun­gen in Se­kun­den verschließt.
  • In Deutsch­land sind be­reits 9.594.988 Men­schen als po­ten­zi­el­le Stamm­zell­spen­der re­gis­triert! Welt­weit gibt es bis­lang 39.274.748 re­gis­trier­te Spen­der. Das zen­tra­le Kno­chen­mark­re­gis­ter Deutsch­land (ZKRD) ist so gut or­ga­ni­siert, dass es auf eine Da­ten­bank zu­grei­fen kann, die nicht nur die Da­ten der in 26 Spen­der­da­tei­en re­gis­trier­ten Spen­der ent­hält, son­dern auch die Mehr­zahl al­ler in­ter­na­tio­nal ver­füg­ba­ren Spen­der. Dank die­ser gro­ßen Aus­wahl an re­gis­trier­ten Frei­wil­li­gen wird für 9 von 10 Pa­ti­en­ten in Deutsch­land meist in­ner­halb we­ni­ger Wo­chen ein ge­eig­ne­ter Spen­der gefunden. 
  • Üb­ri­gens: Bei knapp 40% der welt­wei­ten nicht ver­wand­ten Blut­stamm­zell­trans­plan­ta­tio­nen sind frei­wil­li­ge Spen­der aus Deutsch­land be­tei­ligt. Das ist doch mal ein Grund, auf „un­ser Land“ stolz zu sein, oder?!

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar