9.4.2022
„Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße!!! Jan! Warum ist da ein Strich beim T????“
„Joa, dann hast du wohl Corona.“
Als ich beschloss, einen Antigen-Test zu machen, hatte ich nicht geahnt, dass er positiv ausfallen würde. Eigentlich kam es nur dazu, weil Jan mir erzählt hatte, dass unser Kreativtag mit Paula am Samstag vielleicht verschoben werden muss, weil Jojos Bruder positiv getestet wurde, nachdem er bei ihnen zu Besuch gewesen war. Da ich am Vortag aus dem Urlaub gekommen war, dachte ich „Ich könnte ja auch mal einen Test machen.“
Inzwischen ist dieser Test zwei Tage her. Alle nachfolgenden Tests (inklusive PCR-Test) waren eindeutig positiv. Zum Glück habe ich nur eine Erkältung und fühle mich schlapp. Sowohl meine Mutter als auch Jan sind (noch) negativ. Wahrscheinlich habe ich mich bereits im Urlaub angesteckt, denn schon in Ägypten hatte ich ab und zu Husten, Schnupfen und ein Kratzen im Hals. Allerdings schob ich das eher auf meine neue Hausstaubmilbenallergie, die Klimaanlagen und den Wetterwechsel.
Menschen…
Die Rückreise war dank der Deutschen Bahn und einiger deutscher Urlauber echt anstrengend. Dabei fing eigentlich alles ziemlich entspannt an. Da wir erst um 11 Uhr vom Hotel abgeholt wurden, blieb uns genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, einen langen Spaziergang am Meer und ein allgemeines Abschiednehmen. Statt eines stickigen und überfüllten Busses wartete ein schnittiger und klimatisierter PKW (er war schwarz, ich habe keine Ahnung von Automarken) zur angedachten Zeit vor dem Hotel auf uns. Auf direktem Wege wurden wir zum Flughafen Marsa Alam gebracht. Der Mann am Check-In war total freundlich und hat sogar gefragt, auf welcher Seite wir am Fenster sitzen wollen. „Links, bitte.“ „Von mir aus oder von Ihnen aus?“ „Vom Flugzeug aus!?“ Als er dann aus Versehen Boardkarten für die rechte Seite ausgedruckt hatte und seinen Fehler bemerkte, sagte ich, dass rechts auch ok sei, aber er zerriss die Karten und druckte neue aus. Währenddessen rückte mir die kleine, dicke, ostdeutsche Frau hinter mir so dermaßen auf die Pelle, dass ihr pinker Koffer bereits in meine Kniekehlen drückte. Außer ihr, ihren drei Begleitern und uns war niemand am Schalter! Hinter ihnen waren 10 Meter Platz! Es war also völlig unnötig und unangebracht, sich sooo dicht hinter uns zu stellen. Auf dem Boden waren sogar dicke gelbe Streifen und rote Kreise mit „Keep social distance“ aufgeklebt! „Entschuldigen Sie mal, gehen Sie bitte etwas zurück! Wir haben immer noch Corona!“ Sie guckte mich total verwirrt an, als hätte sie keine Ahnung, wovon ich spreche. Das Ehepaar, das vor uns an der Reihe gewesen war, wurde erstmal zur Seite geschoben, weil es ein Problem gab. Die Frau konnte ihren Impfnachweis auf ihrem Handy nicht vorzeigen, mit der Begründung: „Ich hab hier kein Internet!“ Oh man. Bei der jungen deutschen Familie rechts von uns gab es ebenfalls Schwierigkeiten mit den Test- oder Impfnachweisen. SO schwer ist das doch nicht, oder? Ich habe mein Zertifikat in meiner Corona-Warn-App gespeichert, jederzeit griffbereit, solange der Akku geladen ist. Da meine Mutter ihrem Akku nicht traut, hatte sie zur Sicherheit zusätzlich ihren Papierimpfpass mitgenommen. Wieso ist es nach dieser langen Coronazeit für manche Menschen immer noch ein Problem, am Flughafen ihren Impfstatus zu belegen? Das weiß man doch vorher, dass das verlangt wird?!
Als wir schließlich eingecheckt hatten und unsere Zeit in den Duty Free Shops vertrieben, stellte ich fest, dass alle Preise in Dollar angegeben wurden. Das fand ich ziemlich seltsam, weil in Ägypten mit ägyptischem Pfund bezahlt wird und fast alle Flüge in die EU gehen. Naja, keine Ahnung, was sich der Scheich von Kuwait (dem der Flughafen gehört) dabei gedacht hat.
Im Flugzeug
Das Flugzeug war nur zu 25% belegt. Dennoch saß die dicke Ostdeutsche direkt hinter mir! Als die Türen geschlossen wurden und allen klar war, dass niemand mehr kommen würde, fingen einige Insassen an, hektisch die Plätze zu wechseln, um einen besseren Blick, mehr Beinfreiheit, was auch immer zu haben. Auch die Reihe hinter uns watschelte nach vorne, wurde aber sogleich von einer genervten Stewardess zurückgeschickt. Es gab eine Durchsage, dass alle Passagiere mit dem Platzwechsel bitte bis nach dem Start warten müssen. Außerdem wurde noch einmal auf die an Bord herrschende Maskenpflicht erinnert. Was die Verletzung dieser angeht, war ein Mann ganz vorne mit dabei, der auch schon auf dem Hinflug negativ aufgefallen war. Nicht nur, dass er überhaupt keine Maske trug, er stellte sich auch ständig demonstrativ in den Gang und fummelte in einem der Gepäckfächer herum. Dabei drehte er sich immer wieder um, als ob er allen zeigen wollte, dass er keine Maske trägt. Als nach dem Start ENDLICH alle die Plätze wechseln durften, blieben wir sitzen. Ich hatte mich gerade über den Platzwechsel der Familie in meinem Nacken gefreut, als sich der unsympathische Maskengegner DIREKT hinter mich setzte. Jetzt, wo ich weiß, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon Corona hatte, bereue ich es fast, eine Maske getragen zu haben. Ich hätte ihm richtig schön ins Gesicht husten können. Aber dann hätte er wiederum bestimmt ziemlich viele andere Menschen angesteckt und das will ja wirklich niemand. Außerdem ist es echt asozial, absichtlich Leute anzustecken.
18.4.2022
Die folgenden Tage verbrachte ich in Quarantäne. Draußen stürmte es heftig. Eigentlich wollte ich mit meiner Mutter meinen Vater abholen, nachdem es auf der Hinfahrt schon nicht geklappt hatte sie zu begleiten. Aber da machte mir Corona einen Strich durch die Rechnung. Auch ihren Geburtstag ein paar Tage später konnte ich nicht mit ihr feiern. Sie ließ uns aber netterweise zwei Stücke Knäckebrot-Kirsch-Torte zukommen.
Gürtelrose
Jan ging weiterhin zur Arbeit, da sich die Quarantäneregel nicht mehr auf die Menschen im gleichen Haushalt auswirkt, sobald diese geimpft sind. Er bemühte sich aber, die Kontakte auf ein Minimum zu beschränken und trug durchgehend eine Maske. Allerdings ging es auch Jan nicht besonders gut. Vom ersten Footballtraining nach meinem Urlaub kam er mit einem seltsamen Ausschlag an der rechten Seite seines Oberkörpers nach Hause. Es hatten sich sehr kleine Pusteln gebildet. Zuerst vermutete er, von Grasmücken gestochen worden zu sein. Dem war jedoch nicht so. Nach einem Besuch beim kassenärztlichen Notdienst kehrte er mit dem Verdacht einer Gürtelrose zurück, der sich in den folgenden Tagen bestätigte. Er bekam ein Medikament sowie eine Salbe und musste sich dringend von mir fernhalten, weil Gürtelrose sehr gefährlich für mich sein kann. Ich informierte die KMT-Ambulanz und erhielt die Anweisung, für die nächsten Wochen vorbeugend wieder Aciclovir 400 einzunehmen. Etwa vier Tage nach dem Ausbruch der juckenden Pusteln bekam Jan ziemlich starke Nervenschmerzen. Besonders unangenehm war das Reiben seines T‑Shirts auf den betroffenen Stellen. Deshalb zog er immer ein enges Funktionsshirt unter, welches er normalerweise beim Sport trägt. Jede Bewegung tat ihm weh. Zudem litt er unter grippeartigen Symptomen, weshalb er nun ebenfalls krankgeschrieben wurde. Wir verbrachten jetzt jede Minute miteinander. Da Jan aufgrund meines positiven Coronatests eh schon Abstand von mir hielt, mussten wir kaum etwas ändern. Er schlief falsch herum im Bett und auf dem Sofa kuschelten wir nicht mehr. Meistens saß einer auf dem Stresslesssessel. Immer wieder hatte ich das Gefühl, wir hätten uns gestritten, weil wir weder kuschelten noch küssten. Alle Nebenbei-Berührungen fielen weg. So mussten wir uns immer wieder mündlich versichern, dass zwischen uns alles cool ist.
Leitungswasser
Kurz vor meinem Geburtstag war die Quarantäne vorbei. Der Schnellest war bereits eine Woche vorher negativ gewesen. Anscheinend hatte ich mich tatsächlich während des Urlaubs angesteckt. Meine Mutter und Jan blieben weiterhin negativ. Da ich nun endlich wieder am Leben außerhalb unserer Wohnung teilnehmen durfte, fuhr ich direkt zum Friseur, um mir die Löckchen stutzen zu lassen. Im Anschluss fühlte ich mich gleich viel wohler. Auf dem Rückweg besuchte ich Carina, die mit ihren Töchtern gerade allein zu Hause war. Wir fuhren zu einem Bauernhof mit Gastronomiebetrieb. Ich aß einen wirklich leckeren und wirklich teuren Burger. Wir saßen draußen in einem Garten unter Bäumen, während Carinas ältere Tochter mit ihrer Freundin schaukelte und die Kaninchen begrüßte. Es war offizieller Kindertag, aber irgendwie wurde den Kindern nichts besonderes geboten. Als eine Mutter ihrer dreijährigen Tochter Gemüse aus ihrer Brotdose und Leitungswasser aus der Trinkflasche gab, wurde sie von der Kellnerin unwirsch darauf hingewiesen, dass es hier eine Gastronomie gäbe und mitgebrachte Speisen und Getränke daher nicht verzehrt werden dürften. Mutter: „Haben Sie denn auch Snacks für Kinder?“ Kellnerin: „Wir haben nur Kuchen.“ Für ein stilles Wasser sollte sie 2,90€ bezahlen. Ich finde es ein Unding, dass man in Deutschland in so vielen Restaurants kein kostenloses Leitungswasser bekommt. In anderen Ländern (z.B. Italien, Spanien, Griechenland, Schweden, Frankreich, Norwegen) wird man überhaupt nicht komisch angeguckt, weil es dort normal ist, eine Flasche Leitungswasser auf den Tisch zu stellen. Am 12. Januar 2021 trat die EU-Trinkwasserrichtlinie in Kraft, die dafür sorgen soll, dass mehr Leitungswasser als Trinkwasser genutzt wird. Doch leider gibt es keine Verpflichtung zur kostenlosen Abgabe, sondern lediglich eine Empfehlung, gegen die sich die deutsche Gatro-Lobby vehement sträubt. Als wir vor ein paar Jahren im Sommer in Rom waren, war ich total begeistert davon, an jeder Ecke einen Trinkwasserbrunnen vorzufinden. Ohne das regelmäßige Trinken dieses kalten und erfrischenden Wassers wäre ich wahrscheinlich dem Hitzetod erlegen. Auch Paris ist ein gutes Beispiel dafür wie es laufen könnte. „Dort haben die Wasserwerke im Frühjahr bereits eine Aktion gestartet, bei der Geschäfte kostenlos die Trinkflaschen der durstigen Einwohner und Touristen auffüllen. 500 Läden machen mit und möglichst viele weitere werden gesucht, wie die Stadt mitteilte. Die Geschäfte machen mit einem Aufkleber „Ici je choisis l’eau de Paris“ (Hier wähle ich das Wasser von Paris) auf den Service aufmerksam, der nicht zu irgendeinem Kauf oder Konsum verpflichtet. Auf einer Online-Karte können die Läden lokalisiert werden, ebenso wie die rund 1200 Brunnen und öffentlichen Wasserzapfstellen in Straßen und Parks der Hauptstadt.“ (wiwo.de) In Deutschland gibt es meines Wissens nach bisher keine Pläne für so eine Aktion, aber da der Klimawandel immer weiter voranschreitet und die Sommer immer heißer werden, wird auch hier hoffentlich bald ein Umdenken stattfinden.
Mein 34. Geburtstag
Mit meiner neuen Frisur war ich bereit für meinen 34. Geburtstag, der in diesem Jahr auf den Ostersonntag fiel. Ich machte es mir leicht und lud uns selbst zum Ostergeburtstagsfrühstück bei meinen Eltern ein. Als wir ankamen, bot der Frühstückstisch ein herrliches Bild! Es gab alles, worauf ich Bock hatte: Obst, Gemüse, Krabbensalat, Croissants, Nutella, Topfkuchen und Mürbeteig-Ostereier. Außerdem natürlich noch andere Brötchen, Aufstriche und Geburtstags-Oster-Deko. Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt hatten, genossen wir die Sonne im Garten. Nachmittags fuhren wir zu Jan und Meike, wo es auf der Terrasse Kaffee und Kuchen gab. Wilma freute sich wie immer uns (Jan) zu sehen. Abends grillten wir.
Carcassonne
Ich hatte von meinem Bruder das Spiel Carcassonne bekommen, welches er mir beibringen wollte. Als die Sonne untergegangen war, setzten wir uns zu zweit an den Esstisch und Jan erläuterte mir die Spielregeln, während Jan (mein Mann) und Meike es sich auf dem Sofa bequem machten. Sie hatten (wie meistens) keine Lust auf ein Gesellschaftsspiel und schauten stattdessen einen Harry Potter-Film. So bestand die Gesellschaft also nur aus meinem Bruder und mir, denn meine Mutter war bereits nach dem Kaffeetrinken nach Hause zu meinem Vater gefahren, dem es nicht so gut ging. Nachdem ich die Spielregeln einigermaßen verstanden hatte, machte das Spiel Spaß. Allerdings befand sich mein ÄUßERST kompetitiver Bruder häufig in einer Zwickmühle. Denn er war ja immer noch in der Position des Erklärenden und wenn ich ihn fragte was er an meiner Stelle machen würde und welche Strategie für mich am besten wäre, schnitt er sich mit seinen Tipps ins eigene Fleisch. Das wäre für jeden anderen vermutlich kein Problem gewesen, aber ich sah meinem Bruder das Dilemma regelrecht ins Gesicht geschrieben. Ich fand‘s witzig und eventuell fragte ich ihn auch etwas öfter als nötig nach seinem Rat.