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Ich wur­de von der Son­ne ge­weckt, die mir di­rekt ins Ge­sicht strahl­te. Mei­ne Stim­mung war gleich et­was bes­ser. Als je­doch der Pfle­ger kam, merk­te ich, wie ge­ruchs­emp­find­lich ich war. Er hat­te ei­nen ziem­lich star­ken Duft an sich, der mir Übel­keit be­rei­te­te. Auch beim Durch­spü­len der Schläu­che schmeck­te und roch al­les un­an­ge­nehm. Die­se stän­di­ge Übel­keit zog sich über den gan­zen Tag. 

Ein Ki­lo­me­ter

Nach dem Früh­stück kam die Phy­sio­the­ra­peu­tin zu mir. Ich zog eine neue Stin­ke­mas­ke über und wir gin­gen durch die Schleu­se auf den Bal­kon. Dort setz­ten wir uns und quatsch­ten ein biss­chen. Zu­rück im Zim­mer ging ich erst­mal du­schen und setz­te mich da­nach aufs Bett. Die Tür ließ ich of­fen, um nicht ganz vom Le­ben ab­ge­schot­tet zu sein. So be­kam ich auch mit, dass die Phy­sio­the­ra­peu­tin mit ei­ner an­de­ren Pa­ti­en­tin den Flur auf und ab ging. Je­des Mal, wenn die am Ende des Gan­ges (di­rekt vor mei­ner Tür) an­ka­men, zähl­ten sie wei­ter. Am Ende wa­ren sie zehn­mal hin und her ge­gan­gen. „Zehn­mal sind etwa 1km“, er­klär­te die The­ra­peu­tin. Eine hal­be Stun­de spä­ter te­le­fo­nier­te ich mit mei­ner Mut­ter und be­gab mich da­bei auf den Flur. Schließ­lich soll­te ich mich ja mög­lichst viel be­we­gen. Wäh­rend wir mit­ein­an­der spra­chen, zähl­te ich mei­ne Run­den. Nach ei­nem Ki­lo­me­ter hör­te ich auf und leg­te mich mit schmer­zen­den Fü­ßen ins Bett. Die Schwes­ter brach­te mir Kühl­packs. Was die Kon­di­ti­on und mei­ne Mus­keln be­traf, war der „Spa­zier­gang“ kein Pro­blem, aber mei­ne Che­mo-Fuß­soh­len fan­den das vie­le Ge­hen nicht so cool.

Post

Wie ich da so auf mei­nem Bett saß und mei­ne Füße kühl­te, kam eine Schwes­ter her­ein und brach­te mir Post, ein Pa­ket und eine Kar­te. Ich fin­de es rich­tig auf­re­gend, Post zu be­kom­men und bin sooo dank­bar für all die klei­nen Auf­merk­sam­kei­ten, net­ten Wor­te und Nach­rich­ten. Es tut un­heim­lich gut zu wis­sen, dass so vie­le tol­le Men­schen in Ge­dan­ken bei mir sind.

Zim­mer­wech­sel

Ei­gent­lich soll­te ich mein Zim­mer wech­seln und auf die of­fe­ne Sta­ti­on auf der an­de­ren Flur­sei­te kom­men. Der Arzt hat aber be­schlos­sen, dass sich das nicht mehr lohnt. Wahr­schein­lich war auch ge­ra­de kein Zim­mer frei.

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